Das Elektrohandwerk – von der Steckdose bis zum Hausanschluss
Hattest Du schon einmal eine Funktionsstörung an einem elektrischen Gerät oder einer elektrischen Anlage? Hast Du dann einen Elektriker oder Elektroinstallateur zu Hilfe gerufen? Vielleicht kam die Frage auf, was das Elektrohandwerk eigentlich ausmacht: Was sind die Aufgaben von Elektrikern? Handelt es sich um ein Handwerk? Bedeuten die Begriffe Elektroinstallateur, Elektriker und Elektroniker dasselbe? Du findest die Antworten im folgenden Beitrag.
Wir sind im Alltag von einer Vielzahl elektrischer Anlagen umgeben. Definitionsgemäß bestehen elektrische Anlagen aus sogenannten „elektrischen Betriebsmitteln“. Dabei handelt es sich um Gegenstände, die der Anwendung elektrischer Energie wie ihrer Erzeugung, ihrer Übertragung, ihrer Durchleitung, ihrer Verteilung, ihrer Speicherung, ihrer Messung oder ihrem Verbrauch dienen. Unter den Oberbegriff „elektrische Betriebsmittel“ fallen auch Gegenstände aus dem Bereich der Fernmelde- und Informationstechnik, deren Zweck es ist, Informationen zu verteilen, zu verarbeiten und zu übertragen.
Das Handwerk existiert, seitdem es elektrische Anlagen gibt. Denn es musste von Anfang an Fachleute geben, um elektrische Anlagen zu planen, zu installieren, zu prüfen, zu warten, zu reparieren und abzubauen. Menschen, die in diesem Handwerk tätig sind, wurden zunächst als Elektriker, später als Elektroinstallateure und heute als Elektroniker bezeichnet.
Neben dem Handwerk gibt es auch die Ingenieurwissenschaft Elektrotechnik. Für Ingenieure stehen die Entwicklung, Forschung und Produktionstechnik für Elektrogeräte im Fokus. Elektrotechniker haben es oft mit Starkstromanlagen sowie grobmechanischeren Tätigkeitsbereichen an Großanlagen zu tun. Auch im Handwerk erwerben Elektriker Grundkenntnisse dieser Ingenieurwissenschaft. Sie sind aber eher die Feinmechaniker im Bereich der kleineren elektrischen Anlagen.
Ein Berufsbild mit vielen verschiedenen Fachrichtungen
Die meisten Menschen verbinden mit dem althergebrachten Berufsbild „Elektriker“ typische Arbeiten in der Elektroinstallation. Das moderne Berufsbild des Elektronikers geht allerdings weit über die Elektroinstallation hinaus. Hier können von Anfang an in der Ausbildung verschiedene Fachrichtungen eingeschlagen werden.
Beispielsweise arbeiten und spezialisieren sich Elektriker
in der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik
in der Fachrichtung Informations- und Telekommunikationstechnik
in der Fachrichtung Maschinenantriebstechnik
Der Elektriker kann heute außerdem tätig werden als
Informationselektroniker mit Schwerpunkt Geräte- und Systemtechnik
Informationselektroniker mit Schwerpunkt Bürosystemtechnik
Systemelektroniker
Zwar gibt es in allen Fachrichtungen sich überschneidende Inhalte, sowohl in der Ausbildung als auch in der Berufspraxis, jedoch bestehen je nach Spezialisierung erhebliche Unterschiede bei den Ausbildungsinhalten und späteren Tätigkeiten. Die Spezialisierung beginnt in der Regel bereits im 2. Ausbildungsjahr. Das Handwerk rund um elektrische Anlagen gehört damit sicher zu den vielseitigsten Ausbildungsberufen und Berufsbildern, die wir kennen. Die verschiedenen Fachrichtungen zeigen aber auch, dass aufgrund der komplexen Anforderungen in vielen Bereichen des Elektrohandwerks eine Spezialisierung notwendig ist, um Kompetenzen in einem ganz bestimmten Bereich der Elektrotechnik und der elektrischen Anlagen zu erwerben.
Die verschiedenen Tätigkeitsbereiche für Elektriker
Immer geht es allgemein um die Konzeption, Installation, Wartung und Reparatur elektronischer Geräte und Systeme. Anders als der Elektrotechniker wird der Elektriker eher feinmechanisch in Schwachstromanlagen und an kleineren Bauteilen tätig. Je nach Art der Anlagen und Systeme gibt es die oben genannten Spezialisierungen.
Neben ihrer praktischen Arbeit an Anlagen und Geräten werden Elektriker auch eingesetzt, um Kunden oder Beteiligten auf einer Baustelle die Funktionen und den Umgang mit Geräten nahezubringen.
Deshalb sind Tätigkeiten in Kundendiensten wie auch im Vertrieb möglich. Man kann die Aufgaben des Elektronikers in der Praxis auch so zusammenfassen:
Der Elektriker
führt Installationsarbeiten an kleineren Anlagen, Maschinen und Bauteilen aus
überprüft und misst Produktionsprozesse und -verfahren von der elektrischen Seite her
fertigt und installiert Regel- und Steuereinheiten
entwickelt und montiert Bauelemente
Dazu bringt er neben handwerklichem Geschick und technischem Verständnis, fundierte Mathematik- und Physikkenntnisse sowie IT-Kompetenzen mit. Das geht über vieles hinaus, was die meisten Menschen mit der überholten Bezeichnung „Elektroinstallateur“ verbinden. Der moderne Elektriker kommt nicht nur ins Haus, um die Steckdose zu reparieren oder eine komplizierte Beleuchtungseinrichtung zu montieren. Die Aufgaben des Elektronikers verlangen je nach Spezialisierung weitaus mehr.
Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik: Hinter diesem Zweig der handwerklichen Ausbildung verbirgt sich die Tätigkeit, die wir in unserem Alltag mit den veralteten Begriffen „Elektriker“ oder „Elektroinstallateur“ verbunden haben. In diesem Bereich geht es vornehmlich um die Planung, Installation und Wartung elektrischer Anlagen im privaten und gewerblichen Bereich.
Welche typischen Aufgabenbereiche ergeben sich hier konkret?
Elektriker dieser Fachrichtung
errichten zum Beispiel Blitzschutzsysteme
bauen Beleuchtungsanlagen auf
verstehen sich auf die Planung, Installation und Wartung von Anlagen im Bereich der Gebäudeautomation
Wer diese Ausbildung absolviert hat, arbeitet vor allem im Handwerk, aber auch in Energieversorgungsunternehmen und im Energiefachhandel.
Es ist kennzeichnend für das Berufsbild des Elektronikers, dass nicht nur von Anfang an verschiedene Spezialisierungen möglich sind, sondern auch die Aufgaben und Tätigkeitsfelder in diesem Beruf sehr vielfältig sein können. Hier können auch Fähigkeiten im Marketing, in der Akquise und Kundenbetreuung gefragt sein. Außerdem können Spezialisierungen auf gewerbliche oder private Kunden gegeben sein.
Das klassische Elektrohandwerk
Obwohl eine Ausbildung zum Elektrohandwerker so viele verschiedene Möglichkeiten der beruflichen Entwicklung bietet, finden viele Angehörige dieser Berufe weiterhin ihr Auskommen und ihre Berufung im klassischen Handwerk. Hier steht immer noch die klassische Elektroinstallation im Vordergrund, auch wenn viele weitere Einsatzbereiche für den Elektriker hinzugekommen sind.
Arbeitsbereiche sind beispielsweise auch
die Errichtung sowie Wartung von Beleuchtungsanlagen (innen und außen)
die Installation von Nachtspeicherheizungen
der Aufbau von Wechselsprechanlagen sowie Antennenanlagen
die Einrichtung von Hausanschlüssen
die Einrichtung von Baustromanschlüssen oder Trafo-Stationen
Auch Reparaturen an Leitungen und teilweise auch elektrische Geräte können zu den Aufgaben des Elektronikers gehören. Zu jedem Bauvorhaben gehört auch ein „Elektriker“.
Die Bedeutung des Elektrohandwerks
Elektrohandwerker erfüllen eine wichtige Funktion in unserer Gesellschaft, denn der Betrieb von elektrischen Anlagen ist mit Gefahren verbunden: Hier geht es vor allem um die Brandgefahr bei unsachgemäß installierten oder nicht ausreichend gewarteten elektrischen Anlagen.
Der Elektriker sollte immer noch erster Ansprechpartner sein, wenn es um die Prüfung, Wartung, fachgerechte Installation oder den Abbau von elektrischen Anlagen und Leitungen geht. Er hilft also dabei, das Gefahrenpotenzial elektrischer Anlagen zu verringern.
Die fachgerechte Elektroinstallation durch den Elektroinstallateur ist immer noch die beste Gewähr dafür, dass elektrische Anlagen und Leitungen von Anfang an sicher sind. Teilweise machen Versicherungen ihre Leistungen von einem regelmäßigen Check für elektrische Anlagen durch den Elektriker abhängig. Nicht selten müssen elektrische Anlagen nach einer Weile verbessert werden, um beispielsweise weitere gesetzliche Anforderungen zu erfüllen oder weil sie anfänglich unterdimensioniert waren. Ohne einen kompetenten Elektriker können diese Tätigkeiten nicht ausgeführt werden.
Die Werkzeuge eines Elektrikers und sein Arbeitsumfeld
Elektrohandwerker benötigen bestimmte Werkzeuge für ihre tägliche Arbeit. Dazu zählen insbesondere im Bereich der Elektroinstallation:
Schraubendreher
Seitenschneider
Kabelmesser
Kabelscheren
Kabeleinzug
Lochkreissägen
Messgeräte
Zangen
Überwiegend ist ein Elektriker heute in Gebäuden und Häusern tätig; es gibt aber auch Handwerker in diesem Bereich, die sich auf Außenanlagen spezialisiert haben oder Baustellen betreuen.
Wann brauche ich einen Elektriker?
Für alle Arbeiten an der Elektrik Deines Hauses oder Deiner Wohnung kannst Du einen Elektriker beauftragen. Hier kann es um Defekte an Leitungen, Schaltern und Ähnlichem gehen.
Auch elektrische Geräte wie Waschmaschinen, E-Herde, Geschirrspüler, Beleuchtung und Saunen solltest Du von einem Elektriker anschließen und im Falle einer Funktionsstörung reparieren lassen.
Baust Du ein Haus, wird ein Elektriker den Aufbau der Elektrik wie die Planung und Installation von Leitungen vornehmen. Ein Elektriker kann auch den Verlauf von Leitungen prüfen, wenn Du Haus oder Wohnung renovieren oder sanieren möchtest.
Ist die Arbeit von Elektrohandwerkern gefährlich?
Wer im Bereich elektrischer Anlagen tätig ist, hat es mit elektrischem Strom zu tun. Elektrischer Strom hat grundsätzlich ein Basis-Gefahrenpotenzial. Beispielsweise hat der früher so bezeichnete Elektroinstallateur bei einer Elektroinstallation mit stromführenden elektrischen Leitungen zu arbeiten. Auf Strom trifft er auch, wenn er beispielsweise Geräte installiert oder Lampen mit dem Strom verbindet. Auch bei der Reparatur elektrischer Geräte gibt es immer wieder stromführende Teilabschnitte. Allerdings ist der Elektriker Fachmann für elektrischen Strom. Grundkenntnisse in der Elektrotechnik hat er ebenfalls und kann sich deshalb bei ausreichender Umsicht vor dem direkten Kontakt mit elektrischem Strom schützen.
Insgesamt umfasst das Elektrohandwerk viele faszinierende Tätigkeiten, die weit über das hinaus gehen, was man gemeinhin mit dem Berufsbild eines Elektrikers verbindet. Durch die verschiedenen Spezialisierungen werden in der dualen Ausbildung von Anfang an sehr unterschiedliche berufliche Möglichkeiten eröffnet. Manche Elektroniker schließen an ihre Ausbildung auch ein Studium der Ingenieurwissenschaft Elektrotechnik an. Diese Kombination kann Vorteile haben, weil hier der Studierende der Elektrotechnik bereits viele praktische Kenntnisse aus dem handwerklichen Umgang mit elektrischen Anlagen mitbringt.
Elektrohandwerker sind gefragt, elektrische Anlagen allgegenwärtig. Es geht um ein Handwerk mit Tradition und Zukunft.