Psychotherapie

Die Psychotherapie – Hilfe in schwierigen Zeiten

Bei anhaltenden oder wiederkehrenden seelischen Belastungen kann der Gang zum Therapeuten ein sinnvoller Schritt sein. Wie Du die geeignete Therapieform für Dich findest und was Dich vor und während der Behandlung erwartet, erläutern wir Dir auf dieser Seite.

Erste Schritte vor der Behandlung

Frau erschöpft am Computer
Stress und Erschöpfung

Wer unter Stress oder seelischen Belastungen leidet, findet in der Regel Hilfe bei einem Psychotherapeuten bzw. einer Psychotherapeutin.

Bevor eine Behandlung aber beginnen kann, findet zunächst eine erste Sprechstunde statt. Dabei wird zunächst eruiert, welche Beschwerden konkret vorliegen. Danach erst kann entschieden werden, ob eine Behandlung beim Psychologen oder Psychiater notwendig und sinnvoll ist, wie viel Zeit die Therapie voraussichtlich in Anspruch nehmen wird und welche Therapieform überhaupt die richtige ist.

Was erwartet mich in der Psychotherapie?

Gespräch in Psychotherapie
Gefühle in Worte fassen

Die Inhalte eines Gesprächs mit dem Psychotherapeuten bzw. der Psychotherapeutin sind immer unterschiedlich und hängen von der individuellen Situation des Klienten ab. Im Allgemeinen geht es darum, sein momentanes Befinden, Gefühle, Wünsche, Sorgen und Ängste zu äußern. Das fällt einigen leichter, anderen deutlich schwerer. Wer bislang keine Erfahrungen mit therapeutischen Sitzungen hatte, fragt sich womöglich, ob das Reden allein denn überhaupt etwas bewirkt. Dass dem so ist und dass der positive Effekt sehr viel größer ist als sich viele Menschen vorstellen können, hat sich aber definitiv bestätigt.

Da Du im Rahmen einer Psychotherapie in Worte fasst, was Dich beschäftigt und bewegt, setzt Du Dich automatisch intensiver mit den wichtigen, oft vernachlässigten Themen in Deinem Leben auseinander. Mithilfe der „richtigen“ Fragestellungen durch den Psychotherapeuten werden nicht selten Gedanken oder Gefühle hervorgerufen, die völlig neu sind.

Oder Du entdeckst eine neue Art der Betrachtung, die ohne den Impuls von außen gar nicht möglich gewesen wäre. Je mehr man sich innerhalb der Psychotherapie auf diese Weise mit sich selbst und seinem Leben auseinandersetzt, desto stärker wird man auch in die Lage versetzt, gewisse Dinge langfristig zu ändern.

Die einzelnen Phasen

Probesitzungen

Am Anfang einer Psychotherapie geht es zunächst darum, sich kennenzulernen. Denn nicht alle Psychotherapeuten oder Psychiater sind gleich gut für jeden Patienten geeignet. Oberste Priorität hat bei der Psychotherapie, dass Du Dich wohl fühlst und sich ein Vertrauensverhältnis zum Therapeuten entwickelt. Darum gibt es immer erste Probesitzungen, in denen man zunächst herausfindet, ob man miteinander auch tatsächlich harmoniert.

Die Behandlung

Patientin spricht, Therapeutin hört zu
Therapeutin hört zu, Patientin spricht

Hast Du das Gefühl, dass Du Dich bei dem gewählten Psychiater oder Psychotherapeuten öffnen kannst, beginnt die eigentliche Behandlung. Dabei setzt man sich intensiv mit den vorliegenden Problemen auseinander. Im Verlauf der ersten Sitzungen treten zumeist antrainierte Muster zutage, nach denen Du bisher Konflikte, Beziehungen oder Probleme bewältigt hast. Nach und nach können dabei neue Wege und Strategien entwickelt werden, die zukünftig besser funktionieren. Über die Jahre entwickelte Verhaltensmuster können durchbrochen werden.

Das Ende der Behandlung

Konnten die zu Beginn vereinbarten Ziele innerhalb der regulären oder auch einer verlängerten Behandlung erreicht werden, wird die Psychotherapie schrittweise beendet. Damit das nicht zu abrupt geschieht, werden die Abstände zwischen den letzten Sitzungen üblicherweise größer. Du bist also nicht mit einem Mal auf Dich allein gestellt, sondern hast einen „sanften Ausklang“.

Es werden natürlich nicht alle Deine Probleme am Ende einer Psychotherapie gelöst sein. Zumindest aber geben Psychotherapeuten und Psychiater ihren Patienten die notwendigen Werkzeuge und Fähigkeiten an die Hand, um auch in Zukunft besser mit schwierigen Situationen und ihren Belastungen zurechtzukommen – auch ohne Psychotherapie.

Die psychotherapeutischen Verfahren im Überblick

Viele verschiedene Formen der Psychotherapie stehen heutzutage zur Verfügung. Welche sich für Dich am besten eignet, wird vor Beginn einer Behandlung entschieden. Nicht alle Therapeuten bieten dabei auch jede Therapieform an.

Die Verfahren, die von den Krankenkassen übernommen werden, sind:

  • Verhaltenstherapie
  • Analytische Psychotherapie
  • Tiefenpsychologische Psychotherapie
  • Neuropsychologische Psychotherapie

Verhaltenstherapie

Im Rahmen einer Verhaltenstherapie erörterst Du gemeinsam mit dem Psychotherapeuten, welche Denkmuster in bestimmten Situationen auftreten und welche Erfahrungen zu diesen Mustern geführt haben könnten.

Frau verzweifelt in Menschenmenge
Angst vor Menschenmengen

Problematische oder nicht zielführende Denk- und Verhaltensweisen werden analysiert und mit Methoden der Psychotherapie geändert. Gerade bei Angststörungen wird oftmals eine Verhaltenstherapie empfohlen. Neben den Sitzungen innerhalb der Praxisräume, gehört es meist auch dazu, sich außerhalb bestimmten Situationen zu stellen und dabei zu lernen, die Mechanismen der Angst aufzulösen.

Analytische Psychotherapie

Die Grundlage für die analytische Psychotherapie ist die durch Sigmund Freud entwickelte Psychoanalyse. Dabei spielen die inneren Konflikte, die jeder Mensch hat, ein zentrales Thema.

Patientin auf Therapeuten-Couch
Psychoanalytikerin mit Patientin

Da wir schmerzvolle Erfahrungen oft in den frühen Lebensjahren machen und diese anschließend verdrängen, wird im Rahmen der analytischen Psychotherapie versucht, eben diesen Prägungen auf den Grund zu gehen. Dein Therapeut hilft Dir dabei, diese verdrängten Erinnerungen wachzurufen und herauszufinden, wie die gemachten Erfahrungen auch heutige Beziehungen und Konflikte beeinflussen.

Primär lernst Du also, ein besseres Verständnis für Dich selbst und für Deine Denk- und Handlungsweisen zu entwickeln. Die analytische Psychotherapie ist deshalb oft eine wichtige Grundlage, um seelische Belastungen überhaupt auflösen zu können. Damit die Behandlung effektiv ist, wird dafür in der Regel eine Langzeittherapie von zwei bis drei Jahren vereinbart.

Tiefenpsychologische Therapie

Die tiefenpsychologisch fundierte Therapie ist eng mit der analytischen Psychotherapie verwandt. Psychotherapeuten und Psychiater, die mit dieser Methode arbeiten, decken die unbewussten Ursachen und Prägungen auf, die für Deine aktuellen Probleme ursächlich sind. Üblich ist bei dieser Behandlung eine Dauer von sechs Monaten bis zu zwei Jahren, bei einer oder zwei Sitzungen pro Woche.

Neuropsychologische Therapie

Verzweifelte Frau
Neuropsychologische Störungen können nach einem Unfall auftreten

Eine neuropsychologische Psychotherapie kommt insbesondere dann in Frage, wenn seelische Störungen in Folge eines Unfalls oder einer Erkrankung des Gehirns auftreten. Denn immer wieder zeigen Menschen, die eine stärkere Kopfverletzung erlitten haben, Veränderungen im Verhalten oder z. B. Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Bei dieser Therapieform konzentriert sich der Therapeut deshalb darauf, die durch die Verletzung entstandenen Probleme zu lindern. Auf diese Weise kann eine Rückkehr zu einem normalen Leben und eine Annäherung an die gewohnte geistige Leistungsfähigkeit erreicht werden.

Wie lange dauert eine Psychotherapie?

Meist entstehen psychische Beschwerden über einen längeren Zeitraum hinweg – meist über Jahre. Eine wirksame Therapie benötigt deshalb genügend Zeit. Mehrere Monate solltest Du in jedem Fall einplanen, wobei in der Regel eine 50-minütige Sitzung pro Woche angesetzt wird.

Gespräch in Psychotherapie
Reden und Zuhören

Manchmal kann es auch sinnvoller sein, zwei- oder dreimal in der Woche zu seinem Psychologen oder Psychiater zu gehen.

Da sich in den meisten Fällen ein enges Vertrauensverhältnis zwischen Patienten und Psychotherapeuten entwickelt, werden gegen Ende der Behandlung größere Abstände zwischen den einzelnen Sitzungen vereinbart. Auf diese Weise findet eine sanfte „Entwöhnung“ statt. Bereits vor Beginn der eigentlichen Therapie wird meist entschieden, ob eine Kurz- oder Langzeittherapie sinnvoller ist.

Die Kurzzeittherapie

In den meisten Fällen wird eine Kurzzeittherapie empfohlen. Dabei werden üblicherweise bis zu 25 Sitzungen vereinbart. Sie ist aufgeteilt in zwei Abschnitte, wobei zunächst nur 12 Stunden beim Psychotherapeuten beantragt werden. Stellt sich gegen Ende des ersten Abschnitts heraus, dass mehr Sitzungen notwendig sind, können weitere 12 Stunden beantragt werden. Und auch danach ist nicht zwangsläufig Schluss. Sollte eine längere Behandlung sinnvoll und gewünscht sein, lässt sich die Kurzzeittherapie ohne Weiteres in eine Langzeittherapie umwandeln.

Die Langzeittherapie

Eine Langzeittherapie wird nur in etwa einem Viertel der Fälle vereinbart. Die genaue Anzahl der Sitzungen ist dabei vor allem davon abhängig, welche der oben genannten Therapieformen eingesetzt wird. Auf zusätzlichen Antrag hin kannst Du sogar die Langzeittherapie noch einmal verlängern lassen. Hier werden mitunter mehr als 100 Sitzungen vereinbart. Sowohl die Kurzzeit- als auch die Langzeittherapie müssen erst durch die zuständige Krankenkasse genehmigt werden. Alternativ kann die Psychotherapie auch privat bezahlt werden. Dadurch ist in der Regel auch ein schnellerer Einstieg möglich. Denn andernfalls kann es mitunter mehrere Monate dauern, ehe die Behandlung überhaupt beginnt.