Physiotherapie

Physiotherapie – damit Du schnell wieder auf den Beinen bist

Die Physiotherapie ist ein wichtiger Bestandteil des Gesundheitswesens. Mitunter wird sie auch als Krankengymnastik bezeichnet, obwohl diese Bezeichnung veraltet ist und den Aufgabenbereich dieses Teilgebietes der Heilkunde nur unzureichend beschreibt.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist mit dem Begriff Physiotherapie gemeint?
  2. Die beste Physiotherapie nach Bundesländern
  3. Ambulante oder stationäre Physiotherapie?
  4. Therapieformen und Behandlungskonzepte
  5. Krankengymnastik nach Bobarth
  6. Physiotherapie nach Schroth
  7. Atemtherapie
  8. Rückentraining & Rückenschule
  9. Krankengymnastik am Gerät
  10. Wann ist eine Physiotherapie angebracht?
  11. Erkrankungen und Verletzungen der Wirbelsäule und Extremitäten
  12. Erkrankungen des Nervensystems
  13. Erkrankungen der inneren Organe
  14. Welche Vorteile hat die Physiotherapie?
  15. Wie läuft die Physiotherapie ab?
  16. Wie lange dauert eine Physiotherapiestunde?
  17. Was muss ich zur Physiotherapie anziehen?
  18. Wie kannst Du zum Erfolg der Physiotherapie beitragen?
  19. Wer bezahlt die Physiotherapie?

Was ist mit dem Begriff Physiotherapie gemeint?

Die Bezeichnung kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Begriffen „Physis“ (so viel wie Natur oder Körper) und „Therapie“ (so viel wie Heilung oder Pflege) zusammen. Die Physiotherapie dient der Wiederherstellung, Verbesserung oder dem Erhalt der natürlichen Funktion oder Beweglichkeit des Körpers. Dazu dient eine Reihe von Maßnahmen wie zum Beispiel spezielles Training (Krankengymnastik) und äußerlich angewendete Heilmittel.

Die Therapieleistungen dürfen nur von staatlich anerkannten Physiotherapeuten, Masseuren und medizinischen Bademeistern erbracht werden, die eine entsprechende Ausbildung durchlaufen haben. Die Entscheidung, ob und welche Art der Therapie notwendig ist, obliegt allein dem behandelnden Arzt. Du kannst eine Physiotherapie also nur auf Rezept bekommen. Welche Therapie erfolgt und wie viele Anwendungen notwendig sind, legt der Physiotherapeut in Absprache mit Deinem behandelnden Arzt fest. Du hast selbstverständlich auch ein Mitspracherecht.

Ambulante oder stationäre Physiotherapie?

Physiotraining am Laufbarren
Physiotherapie in der stationären Reha

Die Anwendungen können ambulant oder stationär erfolgen. Unter bestimmten Bedingungen werden auch mobile Behandlungen angeboten. Wenn Du zum Beispiel nach einem Unfall, einer Operation oder schweren Erkrankung in Deiner Beweglichkeit stark eingeschränkt bist, kommt der Physiotherapeut zu Dir nach Hause. Am häufigsten werden ambulante Behandlungen angeboten.

Physiotherapeuten betreiben entweder ihre eigene Praxis, haben eine Praxisgemeinschaft mit einem niedergelassenen Arzt oder sind in einem zentralen „Haus der Gesundheit“ bzw. einer ähnlichen Einrichtung untergebracht. Im Rahmen einer Rehabilitation wird Physiotherapie meistens stationär angeboten. Die Behandlungen erfolgen im Rahmen der anderen Reha-Maßnahmen. In der Regel dauert der Aufenthalt in einer Reha-Klinik drei Wochen. Er kann aber bei medizinischer Notwendigkeit auch verlängert werden.

Therapieformen und Behandlungskonzepte

Einige bekannte Formen der Behandlung:

Krankengymnastik nach Bobarth

Diese Form der Behandlung wird vom Arzt als Rehabilitationsmaßnahme nach einem Schlaganfall oder bei Menschen mit angeborenen Bewegungsstörungen verschrieben. Durch das Training werden neue Nervenfasern und Synapsen gebildet, sodass die natürlichen Bewegungsabläufe wieder besser funktionieren.

Physiotherapie nach Schroth

Diese Behandlung wird bei Verformungen der Wirbelsäule angewendet. Durch gezieltes Training wird die Muskulatur gestärkt und dadurch die Verformung der Wirbelsäule gestoppt. Die Haltung wird wieder aufrechter.

Atemtherapie

Die Behandlung wird bei Patienten mit chronischen Erkrankungen der Atemwege eingesetzt. Dazu zählen zum Beispiel Asthma, Bronchitis oder chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD).

Rückentraining & Rückenschule

Rückenschmerzen gehören mittlerweile zu den häufigsten chronischen Erkrankungen und können den Alltag zur Qual machen. Eines der wirksamsten Mittel dagegen ist Physiotherapie: Sie besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil.

Das Rückentraining bildet den praktischen Teil. Hier absolvierst Du unter Aufsicht des Physiotherapeuten eine Anzahl von Übungen, deren Ziel darin besteht, die Rückenmuskulatur zu kräftigen und Fehlhaltungen (eine der Hauptursachen für Rückenschmerzen) zu korrigieren.

Die Rückenschule stellt den theoretischen Teil der Physiotherapie dar. Im Kurs wird Dir vermittelt, welche Haltungen rückenfreundlich sind, wie Du Lasten aufhebst und absetzt, Dich rückenschonend bewegst und welche Techniken Dir beim Entspannen helfen.

Physio-Tape
Anbringen eines Kinesio-Tapes

Krankengymnastik am Gerät

Bei dieser Form der Physiotherapie trainierst Du bestimmte Muskelgruppen oder Bewegungsabläufe an Geräten. Das Ziel der Krankengymnastik besteht darin, Muskelkraft und Ausdauer zu regenerieren oder die Bewegungskoordination zu verbessern.

Foto von Yulissa Tagle Hanteln
Hanteltraining

Zur Krankengymnastik werden häufig Fahrradergometer, Seilzüge oder klassische Fitnessgeräte für das Krafttraining genutzt. Auch Trampoline sind sehr beliebt. Klassische Krankengymnastik am Gerät wird oft nach einem Unfall oder einer Operation als Rehabilitationsmaßnahme vom Arzt verordnet.

Darüber hinaus gibt es noch eine große Anzahl weiterer Therapien und Behandlungsverfahren. Dazu zählen zum Beispiel medizinische Massagen oder therapeutisches Schwimmen, um nur zwei zu nennen.

Wann ist eine Physiotherapie angebracht?

Die Therapie wird angewendet, um Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit wiederherzustellen oder zumindest zu verbessern, um die Muskulatur zu kräftigen und Ausdauer und Koordination zu steigern.

Erkrankungen und Verletzungen der Wirbelsäule und Extremitäten

Der Orthopäde verschreibt oft eine Physiotherapie nach Verletzungen oder Operationen. Dazu gehören unter anderem Knochenbrüche, Bandscheibenvorfälle, aber auch Rheuma oder Sportverletzungen.

Erkrankungen des Nervensystems

Auch bei diesen Erkrankungen erfolgt die Therapie häufig als ein aufbauendes und kräftigendes Training, beispielsweise nach Lähmungen, Schädel- und Rückenmarksverletzungen oder multipler Sklerose. Durch die Physiotherapie wird vor allem das Zusammenspiel von Sensorik und Motorik der Patienten geübt.

Erkrankungen der inneren Organe

Krankheiten wie Asthma, Lungenfibrose oder Morbus Crohn können durch die Therapie beherrschbar werden. Die Patienten erlernen spezielle Techniken, durch die beispielsweise der Schmerz gelindert wird und das Atmen oder die Darmfunktionen leichter fallen.

Welche Vorteile hat die Physiotherapie?

Seniorin mit Gymnastikball
Übung mit dem Gymnastikball

Die Physiotherapie stellt eine konservative Behandlungsmethode dar. Sie unterstützt den körpereigenen Heilungsprozess. Da bei der reinen Therapie keine Medikamente eingesetzt werden, gibt es in der Regel keine unerwünschten Nebeneffekte. Die Behandlung wird von den meisten Patienten gut vertragen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Behandlung sofort und jederzeit bei Problemen abgebrochen werden kann. Eine Operation hingegen, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Jede Physiotherapie ist individuell auf die Art der Erkrankung, das Alter, den Gesundheitszustand und die persönlichen Lebensumstände des Patienten zugeschnitten. Arzt, Physiotherapeut und Patient sprechen sich miteinander ab.

Wie läuft die Physiotherapie ab?

Arm wird mithilfe der Therapeutin gehoben
Krankengymnastische Übung

Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf eine ambulante Behandlung, die häufigste Form der Therapie. In der ersten Stunde erfolgt eine Einführung durch den Physiotherapeuten. Er nimmt das Rezept vom Arzt in Empfang und bespricht mit Dir das weitere Vorgehen. Er zeigt Dir die einzelnen Geräte für die Krankengymnastik und weist Dich an ihnen ein. Gemeinsam mit Dir stellt er den Therapieplan auf. Darin wird festgelegt, wie viele Behandlungen stattfinden und zu welchem Zeitpunkt. Dir wird eine Kopie des Therapieplans ausgehändigt. Jedes Mal, wenn Du zur Krankengymnastik kommst, musst Du Deine Anwesenheit bestätigen lassen. Dir wird auch gesagt, welche Utensilien Du mitbringen musst (Handtuch, Bademantel, Turnschuhe oder Ähnliches). In der Regel wird Dir der Physiotherapeut auch Übungen zeigen, die Du zu Hause durchführen kannst.

Wie lange dauert eine Physiotherapiestunde?

Eine Therapiestunde dauert in der Regel 15 bis 20 Minuten.

Dies entspricht den Rahmenempfehlungen gemäß 125 Abs. 1 SGB V des GKV-Spitzenverbands und den Spitzenorganisationen der Heilmittelerbringer.

Was muss ich zur Physiotherapie anziehen?

Knietraining
Lockere Kleidung ist immer richtig.

Sofern nicht anders vom Therapeuten gefordert, ist keine spezielle Kleidung für die Physiotherapie erforderlich. Konzentriert sich Deine Behandlung aber auf sportliche Übungen, wird Dein Therapeut Dir in der Regel empfehlen, sportliche und bequeme Kleidung anzuziehen.

Wie kannst Du zum Erfolg der Physiotherapie beitragen?

Am wichtigsten ist es, Geduld zu haben. Bei der Physiotherapie stellen sich die Erfolge nicht über Nacht ein. Eine merkbare Verbesserung wirst Du oft erst nach einigen Behandlungen feststellen. Am Beginn der Therapie kann es sogar sein, dass Du mehr Schmerzen hast und müder bist als zuvor. Das sollte Dich nicht abhalten. Es zeigt, dass die Behandlung erfolgreich verläuft. Sprich am besten mit dem Physiotherapeuten darüber. Er hat Erfahrung und kann einschätzen, ob es normal ist oder die Krankengymnastik angepasst werden muss.

Die Physiotherapie hat zudem nur Erfolg, wenn Du mitarbeitest. Das bedeutet, mache die Übungen so, wie sie Dir gezeigt wurden und vergiss auch nicht, daheim zu trainieren. Dabei darfst Du es mit der Krankengymnastik aber auch nicht übertreiben. Nach dem Training solltest Du Dich ausruhen und Deinem Körper Zeit zur Erholung gönnen.

Wer bezahlt die Physiotherapie?

Es ist ratsam, dass Du Dich rechtzeitig vor Beginn der Therapie mit Deiner Krankenkasse in Verbindung setzt. Sprich mit ihr über den Therapieplan. Pro Erkrankung übernimmt die Krankenkasse nur eine begrenzte Zahl von Behandlungen. Pro Therapiestunde musst Du eine Zuzahlung leisten. Verschreibt Dir der Durchgangsarzt Physiotherapie als Reha-Maßnahme nach einem Arbeits- oder Wegeunfall, gilt diese Beschränkung nicht, weil in diesem Fall Deine jeweilige Berufsgenossenschaft zuständig ist. In der Praxis bedeutet das, Du erhältst eine höhere Zahl von Behandlungen und bist von der Zuzahlung befreit.

Wenn die bisherige Physiotherapie nicht zum gewünschten Ergebnis führt oder führen würde, gibt es zudem die Möglichkeit, eine erweiterte ambulante Physiotherapie (EAP) zu beantragen. Hierbei kommen Behandlungselemente der fachlich-klassischen Physiotherapie, der medizinischen Trainingstherapie und der physikalischen Therapie (Wärme- und Kälteanwendungen, Massagen, Elektrotherapie) zum Einsatz.

Wichtiger Hinweis: Solltest Du einmal nicht zu einer Therapiestunde kommen können, sag den Termin frühzeitig telefonisch ab und vereinbare ggf. einen Ausweichtermin. Bei unentschuldigtem Fehlen oder nicht frühzeitig erfolgter Abmeldung kann es passieren, dass Dir die Krankenkasse die ausgefallene Therapiestunde in Rechnung stellt.