verifiziert durch
Community,
via golocal
Die hier abgebildeten Bewertungen wurden von den Locations über golocal eingeholt.
„Ich dachte bei der Bekanntgabe des Ortes für den Elternstammtisch damals nur: "Ach, nö."
Aber ich
ging ich natürlich trotzdem hin. Zu einem "Elternstammtisch" sollte man unbedingt hingehen, ist nämlich viel interessanter und spaßiger als ein schnöder Elternabend. Man hat viel zu gucken und zu hören und anschließend zu lästern. Man sieht eine Menge "Frau Sielmanns", was Frauen, die nicht zur Sielmann-Kategorie gehören, nicht nur beruhigt, sondern ihnen auch reichlich Anlass zur gemeinen Schadenfreude gibt. Zudem hat man endlich die Gelegenheit, sich die Mutter vom "Mädchentreter" mal genauer anzuschauen ("Die arme, die hat ja gar keine Ahnung ...") und grinst heimlich über zahlreich vorgetragene Kümmernisse, z. B. wenn eine Mutter beklagt, dass die anderen Kinder das ihre hänseln, weil dessen Brotaufstrich etwas streng duftet: "Das stimmt doch gar nicht!". Nebenher hat man mit den netten Teilnehmern und Teilnehmerinnen, davon gibt es nämlich welche, auch viel Spaß. So eine Veranstaltung endet meist erst gegen elf Uhr am Abend.
Warum ich nicht ins "Rio Grande" wollte? Kurz nach der Eröffnung kehrte ich einmal mit dem Vater meiner Kinder, der sich damals noch nicht so nennen konnte, ein. Mein Essen war eine Katastrophe, ich hab‘ mal wieder fast geheult, also strichen wir es von unserer Liste. Das war’s für mich. Ich bin ja nachtragend wie ein Elefant.
Wider Erwarten hatte es mir beim Besuch mit dem Elternstammtisch nun doch ganz gut gefallen. Wir saßen in einem kleinen Nebenraum, hatten sehr netten weiblichen Service und das Essen war, sagen wir mal, dem Preis angemessen. Systemgastronomie eben. Das Ambiente ist holzig-gemütlich, wie es in den meisten Steakhouse-Ketten nun einmal so ist, da unterscheidet sich nicht viel. Und die Toiletten im Untergeschoss waren (und sind) angenehm sauber. Viele Stammgäste schienen hier zu verkehren, das ist ja meist ein gutes Zeichen. Für einen Abend mit den Kindern wäre das alles sicher in Ordnung, dachte ich.
Nach nun ungefähr einem Jahr hatten wir die Gelegenheit, mehrmals. Einmal war ich mit meiner Tochter am Abend auf der Terrasse, um ein Getränk zu uns zu nehmen, das war nett. Danach waren wir alle vier dort, ebenfalls nur für Getränke, da war eine männliche Servicekraft so tapsig, vergesslich, sprich töffelig, dass die Kinder gesagt haben. „Nein, danke“. Doch irgendwo hatten sie dann gehört, die Burger seien ganz gut und das hat sie wieder ein wenig neugierig gemacht.
So gehen wir also am vorvergangenen Sonnabend gegen neun ins „Rio Grande“, um zu speisen. Super Wetter, angenehme Temperaturen, die gepflegte Terrasse hätte lauschiger gewirkt, hätte man die Sonnenschirme nicht eingeklappt.
Wir bestellen drei große Softgetränke (zweimal Eistee 0,4 l à 3,90 Euro, einmal Mineralwasser 0,4 l für 3,20 Euro) und einen Mädchendrink (Aperol Spritz, 5,50 Euro) für mich. Der Kellner stellt meiner Tochter etwas zu malen hin, was sie höflich ablehnt. Miss-Mini 234NCM ist es sichtlich unangenehm, schließlich ist sie schon zehn! Aber es ist eine nette Geste.
Nach einigem Hin und Her haben wir uns entschieden. Einmal Spareribs (9,90 Euro) für Sohn 1, den "Big Burger", ein ganz normaler Hamburger (7,50 Euro), für Miss Mini, das Putensteak mit Brokkoli und Kartoffelkroketten (12,90 Euro) für Sohn 2 und ich möchte den Rucolasalat mit Scampi von der Sommerkarte.
Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis die Speisen endlich serviert werden. Und was kommt dann?
Labberige Spareribs, mit Countrykartoffeln aus der Tüte, ein kleiner kaum erwähnenswerter Salat und ein Klacks Etwas, der Sour-Cream sein soll. Sohn 1 ist schon mal sauer.
Das Putensteak von Sohn 2 schmeckt ziemlich dröge. Die Kroketten sind eher matschig, und der Brokkoli? Der sieht auch matschig aus. Oh, Mann. „Ich habe noch nie so schlechten Brokkoli gegessen“, meint er. Sehr dankbar ist er mir allerdings für den Rat, darum zu bitten, die Hollandaise separat zu servieren. So wurde das Schlimmste verhindert. In der Karte steht nämlich "überzogen mit Sauce Hollandaise". Diese Pampe in der Sauciere überhaupt als Sauce zu bezeichnen ist schon frech. Über den Geschmack möchte ich mich auch nicht weiter auslassen. Sohn 2 ist also also auch stinkig.
Miss Minis Burger sieht ansprechend aus. Bedauerlich, dass er nicht so gut mundet, wie die Optik verspricht. Sie ist nicht zufrieden und meint: "Das nächste Mal fahren wir zum Burgeressen nach Sasel." Dort gibt es ein Lokal, das die Burger wesentlich besser hinbekommt zum gleichen Preis. Einzig mit ihren Pommes Frites ist sie zufrieden, die sind sogar ganz gut. Sie kann es sportlich nehmen.
Meinen Rucolasalat mit Scampi habe ich so ein bisschen aus Not bestellt. In diesen Karten finde ich ja immer nichts und auf ein Steak hatte ich keine Lust. Viel Rucola, zehn Scampi darauf verteilt. Für den Preis von 11,90 Euro durchaus angemessen. Geschmacklich kein Highlight, aber das hatte ich hier ja auch nicht erwartet. Dazu wird mir ein "Röstbrot" mit "Knoblauch-Dip" serviert, wobei sich herausstellt, dass das Brot eher weniger geröstet ist und sich der Dip als stinknormale Cocktailsauce entpuppt. Beides muss ich nicht essen.
Zu unserer Verwunderung wird an den Nebentischen mit Appetit gespeist. Zum Teil die gleichen Gerichte. Ist das zu glauben?
Dann muss es wohl an uns liegen. Beziehungsweise an mir. Ich habe ja sowieso immer die Schuld. ;-)) Ich habe die Kinder verwöhnt. Ich sollte aufhören, zu kochen. Oder die Helferlein von Maggi und Knorr in meine Küche einziehen lassen. Vielleicht beginne ich mit einer fiesen Tetrapack-Hollandaise, die ich über fertige Formschnitzel und Kartoffeln aus dem Glas gieße und anschließend in den Ofen schiebe. Damit die Kinder dann auch noch etwas Gesundes bekommen, öffne ich am besten einen Tütensalat mit beigelegter Dressingtube. Das wär’s doch. Dann gewöhnen sie sich dran und werden nicht mehr enttäuscht von Läden, in denen Fertigkram serviert wird. ;-)
...”
mehr