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„Kurzfassung: Kneipenrestaurant im Kulturzentrum (ein e.V.). Bemühte, freundliche, aber bisweilen überforderte
Bedienung, vielfältiges Speisen- und Getränkeangebot (passable Preise). Qualität der Speisen eher unterdurchschnittlich. Teils sehr lange Wartezeiten beim Besuch
Wenn ein Laden Lola heißt, mit einem blutroten Schriftzug der Außenwerbung und schummeriger Beleuchtung wirbt, die aus hohen Fenstern des alten rotgeklinkerten Backsteingebäudes auf den trägen Bürgersteig sich herabsenkt, dann erwartet man Außergewöhnliches, um nicht zu sagen etwas fesches. Indes, man bekommt es nicht. Jedenfalls nicht hier. An diesem bekannten Abend, von dem nun die Rede sein wird, schon gewisslich nicht. Man bekommt eher, wer den Text des Liedes von Marlene Dietrich kennt, „eins vors Pedal“. Und das kommt so:
Nach einem Konzert des Bergedorfer Kammerchors, das „Traumgekrönt“ hieß, durfte ich als Anhängsel einer Mitsängerin die siegestrunkene Schar, leergesungen und fröhlich, hierher begleiten - zum Glück musste ich dabei nicht selbst singen.
Nun haben auch Musen hungrige Mägen und durstige Kehlen. Das vorhersehend, verständigten sie bereits Tage vorab den Wirt der Lola fernmündlich, allhier einige Tische freizuhalten, für besagte Schar, die etwa 30 Köpfe zählen sollte. Sollte möglich sein, denn laut Internetbescheid passen hier 70 Menschlein hinein, draußen gibt’s eine Außenbestuhlung für noch mal rund 100 Plätze. Im Lokal finden des öfteren Musik- und Tanzveranstaltungen statt. Davon kündet auch das Innere, das Anflüge von dezentem Disco-Chic aufweist und dessen roher Dielenboden ruckzuck zum Danz op der Deel freigeräumt ist. Der Standardmodus ist allerdings: Essen und Trinken.
Die Sängerschar trudelte also nach der Anfahrt aus Allermöhe hier ein, etwa so tröpfelweise wie eine Wagner-Oper ihre Klangwelt entfaltet.
Als wir eintrafen, waren wir nicht die letzten. Die Uhr schlug fünf nach acht. An einem(!) unserer Nebentische floss bereits der Gersten-, aber auch der Orangensaft und andere wohlgeratene Köstlichkeiten in Strömen, jedenfalls solange das Glas noch voll war. Von der dezenten Musik hörten wir nichts, außer dass irgendwas dudelte. Mäusedisco? Hoffnungsfroh schnappten wir uns die Speisekarten, uns lief das Wasser im Munde zusammen. Die Speisekarte umfasste kleine und große Völlereien, querbeet von Suppe und Salat über Pizza und Pasta bis zu Notfall-Gerichten wie dem Schnitzel Wiener Art (hätte ich das bloß mal genommen!).
Doch zuerst wollten wir erst mal was trinken. Es dauerte, doch schließlich konnten wir eine Bestellung von Flüssignahrung absetzen. „Speisen mach ich gleich, Momentchen!“ sagte die Bedienung, sichtlich im Stress. Währenddessen bekam unser Vorkommando (das mit den Getränken) schon ein paar Teller auf den Tisch. Unsere Bedienung ließ indes auf sich warten. Um es kürzer zu machen als die Wartezeit: Noch um 20.45 warteten wir, also 40 Minuten saßen wir noch immer auf dem Trockenen. Meiner Begleitung und ihrem Gegenüber verging schon die Lust auf Ihre bestellten Cocktails.
Wenigstens hatten wir zwischendurch schon die Bestellung fürs Essen absetzen können. Eigentlich hätte mir eine Möhren-Erdnusscreme-Suppe die Zunge verdreht, aber aus Solidarität mit den Hungernden am Tisch bestellte ich dann doch für einen richtigen Anschlag auf meine Figur. Wir entschieden uns: Für mich Spaghettini Carbonara (laut Karte mit Zwiebeln, Champignons und Weißweinbechamelsauce sowie Rucola und Parmesan), für meine Begleitung kam nur eine Pizza Diavola in Frage - ausgerechnet, um den höllenfeurig-wütenden Hunger zu stillen. Mein Gegenüber bestellte Pasta korsisch (mit Spinat in Knoblauch-auch-Bechamelsaucesauce Fetakäse und gerösteten Pinienkernen).
Endlich: Nachdem bereits eine nach uns erschienene Gästeschar beköstigt wurde, materialisierten sich - als wir schon gar nicht mehr damit rechneten und schon die Telefone zum Anruf beim Pizzadienst zückten - endlich die ersten Teller auf unserem Tisch. Es war nun mehr als eine gute Stunde vergangen.
Sofort verstummten die Gespräche und gefräßiges Schweigen setzte ein. Knurps, knusper, Schluck. Nur meine Begleitung mit Pizza-Schmacht musste weitere zehn Minuten auf ihre Mafia-Torte warten. Und was sie auf den Tisch bekam, hätte sogar ich als Kochlegastheniker besser hingekriegt. Es war ein Boden, der sich zwischen verbrannt knusprig und gummiartig nicht entscheiden konnte, keinerlei Zutat enthielt, die auch nur im Entferntesten in der Lage schien, diabolisches Feuer anzuzünden. Zu allem Überfluss war der Käse auf der Pizza schon steinhart (siehe Foto). Tomaten mögen allenfalls einmal in der Nähe des Bodens gestanden haben, ihn erreicht haben jedenfalls nur wenige. Wenn die Bedienung gefragt hätte: „Schmeckt’s?“ - was sie wohlweislich nicht tat - hätte die korrekte Antwort lauten müssen: „Nur der Hunger treibt’s rein!“
Die Pasta-Gerichte, meins eingeschlossen, waren im wesentlichen getränkeumsatz-fördernd salzig. Bei den Nudeln mit Pesto kämpften die Teigwaren einen aussichtslosen Kampf gegen das Ertrinken im Öl. Und wie man mit einer durchschnittlichen Öffnungsspannweite eines Mundes und nur mit Löffel und Gabel bewaffnet, unzerteilte, bald halbmeterlange Rucola-Pflanzen abgrasen soll, durfte ich dann üben. Ringeln wie Nudeln geht nicht, aber man kann auf diese Weise lustig Sauce auf die Gesichter von Tischnachbarm verteilen. Immerhin: Der Schinken war sehr schmackhaft - der war ja auch nicht durch etwaig zuzumutende Kochkünste in Mitleidenschaft gezogen. Doch auch Positives erklang am Tisch: Das hauseigene Chili wurde mit Behagen verschnabuliert, auch die Salate fanden Anerkennung.
War da nicht noch was? Ach ja, der Mojito. Den Kellner hochnotpeinlich nach dem Verbleib des alkoholischen Mischgetränkes befragt, äußerte dieser - nur rund zwei Stunden nach der Bestellung: „Oh, äh! Den können wir leider nicht machen. Heute sind so viele Limetten gebraucht worden, dass wir keine mehr haben.“ Schön, das auch noch vor dem Ableben des Gastes zu erfahren.
Fazit: Zum Essen würde ich nicht wiederkommen. Mir hat es nicht besonders geschmeckt, anderen hingegen schon. Daher würde ich faire drei Sterne geben. Ich habe es aber noch nie erlebt, dass trotz Reservierung und Ankündigung einer großen Schar solche großen Wartezeiten entstanden sind. Bei einer großen Gruppe sorgt man doch bitte dafür, dass erstmal schnell alle etwas zu trinken haben. Dann kann gern das Essen so nach und nach kommen. Ganze Tische einer gemeinsamen Gruppe komplett auf dem Trockenen sitzen zu lassen, gibt einen Punkt. Macht zusammen zwei.
Oder auch:
Lola, Lola - jeder weiß wer ich bin,
sieht man nur nach mir hin,
schon verwirrt sich der Sinn.
...”
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