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„Konrad tippte auf sein Handgelenk, obwohl er selbst keine Armbanduhr trug.
„Hey, Ludga, wie lang noch
bis der Eismann kommt?“
„Noch ´ne Stunde bis der Toni bimmelt.“
Ludger zuckte mit den Schultern.
„Ich hab keinen Pfennig mehr, mein Vatta hat mir das Taschengeld gestrichen. Ich hab Schokolade gemoppst, aus dem Süßes-Fach.“
„Ja, als ich bei uns zuhause da mal drangegangen bin, hab ich sogar eine gelangt bekommen...“, schimpfte Franz mit finsterer Miene. Dann hellte sich sein Gesichtsausdruck wieder auf.
„Wir sind doch zu fünft. Werfen wir unsere Kohle einfach zusammen und teilen.“
Die Jungs leerten ihre Taschen aus. Zum Vorschein kamen Murmeln, ein Plastik-Indianer, drei verpackte Kaugummis und zwei verknitterte Fußballbilder. Dazu noch zwei Groschen und vier Pfennige.
„Mist, iss zu wenig. Da bleibt uns nur ... die neue Baustelle anne Goystraße, Bierpullen sammeln.“
„Iss verboten ...“, meinte Armin kopfschüttelnd.
„Verbote sind was für kleine Kinder. Ein paar leere Pullen und wir können uns alle ein großes Hörnchen leisten.“
Die Vorstellung von köstlichen Eiskugeln schob alle Bedenken beiseite. Die Jungen hasteten zur Baustelle und machten tatsächlich Beute: Zwei halbe Zigaretten, ein Fünfpfennig-Stück und vier leere Bierflaschen.
Auf dem Weg zum Umtausch waren sie gutgelaunt, aber nur solange, bis sie Gunnar begegneten. Der war einen Kopf größer als sie und bekannt dafür, ein Abzocker zu sein. Er warf einen kurzen Blick auf ihre Flaschen, dann grinste er frech.
„Na, wieda ma Pullen geklaut? Auffe Baustelle, wa? Datt wird euren Eltern ga nicht gefallen ...“
„Mann, Gunnar, sei kein Spielverderber. Wenn du uns nicht verpfeifst, geben wir dir eine ab, okay?“, schlug ihm der kleine Bernhard vor. Gunnar schüttelte den Kopf.
„Nix da, ihr Zwerge. Ich will mir nachher bei dem Toni ein dickes Eis gönnen. Aba ich bin ja keina von ´ne Mafia. Zwei Bierpullen und noch irgendwatt Wertvolles dazu. Mein letztes Wort.“
Gunnar bekam zwei Flaschen, die Kaugummis, das Fünfpfennigstück und die halben Zigaretten. Er schlurfte zufrieden davon ...
Die Jungs tauschten an der Bude die restlichen Flaschen ein.
„Jetzt haben wir zwei Tacken, plus das Geld vom Anfang. 44 Pfennige. Blöd, das ist zu wenig.“
Der Kioskbesitzer winkte sie zu sich an die Theke.
„Jungs, ich mach euch ein Angebot: Ihr gebt euer Geld bei mir aus und ich pack euch ´ne Tüte Buntes für 50 Pfennige. Na, was haltet ihr davon?“
Bernhard hob die Hand: „Ich bin dafür! Wenn ich mir vorstelle, dass ich hinter Gunnar am Eiswagen stehe und der sein fettes Eis frisst ... da wird mir schlecht. Lasst uns lieber was Süßes kaufen!“
Die anderen Jungs stimmten ihm zu.
So gab es eine tolle Tüte mit Süßkram und doch noch gute Laune. Man berichtete ihnen nämlich, dass dem Gunnar in seiner Gier das Eis aus der Hand gerutscht und auf die Straße geplumpst war, wo es der Pudel von Frau Krämer so mir nichts dir nichts verschlungen hatte. Hundsgemein, aber gerecht!
Ja, dieser Eiswagen von Toni ist nicht nur eine meiner schöneren Kindheitserinnerungen, sondern legte wohl auch den Grundstein dafür, dass ich immer noch ein Faible für „frisches Eis“ besitze. So konnte ich auch neulich nicht an dieser Eisdiele gegenüber dem Hauptbahnhof von Bochum vorbeigehen, ohne einen Blick in die Auslage zuwerfen. Man sah das lecker aus!
Das SAN MARCO ist wohl schon seit 1962 in der Huestraße (beginnende Fußgängerzone) gegenüber dem Hauptbahnhof ansässig. Rein wirtschaftlich gesehen (für den Inhaber) vorteilhaft, ich finde es - zumindest im Aussenbereich - eher ungemütlich. Ständiger Autolärm vom Südring, hektisches Hin- und Her der Passanten durch den Bahnhofsbetrieb und die direkt vor der Nase liegende U-Bahnhaltestelle. Ich weiß, andere mögen so etwas ... ich aber nicht.
Deshalb gab´s für mich auch nur ein Eis auf die Faust, drei Kugeln im Becher.
Das Eis (Schoko, Pistazie, Nuss) schmeckte mir okay, also nur befriedigend. Eine kleine Enttäuschung, wenn so explizit mit dem Prädikat „selfmade“ geworben wird. Zumal zurzeit viele Eismacher die Preise für Nuss und Pistazie zusätzlich angehoben haben. Ansonsten liegt die Kugel im San Marco in etwa im Durchschnitt der citynahen Eisdielen, sie erscheint mir hier aber etwas kleiner geraten zu sein. Zum Service: Ein Eisbecher auf die Hand bietet im Allgemeinen keine Chance für eine ausufernde Kommunikation, aber der Hauch eines Lächelns hätte mir schon gut getan. Südländischer Charme wo bist du hin? Schade, auch ein zweiter Versuch (an einem anderen Tag, dieselbe Dame), vermittelt mir leider wieder nicht das Gefühl hier „ein König“ zu sein.
Nun bleibt noch eine Besonderheit anzumerken: Da ich vor der Eisdiele etwas auf- und abging, um meinen Eisbecher nicht unter Tage (U-Bahn), sondern im Sonnenschein zu genießen,
stieß mir noch etwas unangenehm auf. Genauer gesagt, es stieß nicht, es stach! In der Nase. Ein ziemlich übler Geruch, der – wie ich detektivisch ermittelte – von den ganz in der Nähe positionierten Müllcontainern stammte. Die waren auch an anderen Tagen dort platziert, es dürfte sich also um einen Dauerzustand handeln. Dort im Außenbereich zu sitzen kann eigentlich kein Vergnügen sein ...
Muss man das nun der Eisdiele ankreiden? Verantwortlich ist sie wahrscheinlich nicht dafür, aber trotzdem bleibt es für mich ein Minuspunkt, da es den „Genuss“ im Gesamteindruck schmälert.
Im gemütlicheren Innern der Eisdiele hätte ich an einem anderen Tag, bei netterer Bedienung und anderen Eissorten womöglich drei Sterne vergeben. So aber war mir der Becher-to-go von San Marco nur zwei Sterne wert.
...”
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