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„Altes Handwerk in altem Gemäuer
Seit über hundert Jahren ist Berlin Millionenstadt, trotzdem gibt
es hier viele Zeugnisse dörflichen Lebens: trutzige Kirchlein, gedrungene Wohnhäuser, verwinkelte Gehöfte und alte Handwerksbetriebe. Rixdorf, die Keimzelle Neuköllns, ist so ein Ort, genauer gesagt die Umgebung des Richardplatzes. Die langgestreckte Fläche westlich der kleinen Bethlehemskirche ist der alte Dorfanger, der seit dem 17. Jahrhundert die böhmische Siedlung von deutschen trennte.
Mitten auf dem Platz hinter Bäumen und Büschen steht ein schlichter alter Bau, Sitz der ältesten aktiven Schmiede Berlins. Schon vor 400 Jahren wurde hier geschmiedet, und seit 1797 steht eine Werkstatt mit Wohnhaus auf dem Dorfplatz. Selbst wenn mit dem Aufkommen der Dampfmaschinen immer mehr Metallgegenstände für Bau und Haushalt in Fabriken hergestellt wurden, hatten die Berliner Schmiede viel zu tun. Auch unzählige Hufschmiede versorgten die Zugtiere der Droschken, Pferdebahnen und Bierkutschen in Europas Brauerei-Hauptstadt.
Der Richardplatz mit seinem historischen Flair läßt einen glatt Pferde über das Kopfsteinpflaster trappeln hören - halt, das ist vielleicht gar keine akustische Täuschung: gleich hinter der Schmiede sitzt das Fuhrunternehmen Schöne mit seinen historischen Pferdekutschen, und mit etwas Glück fährt mal eine vorbei.
Heutzutage gibt es kaum mehr Schmieden, in Berlin sind es immerhin noch oder wieder ein paar. Seit zwanzig Jahren betreibt Martin Böck die Kunst- und Messerschmiede auf dem Richardplatz. Hier fertigt er nach Maß Teile für historische Bauten wie Balkon- und Zaungitter. Er schmiedet feinste Messer mit Griffen aus edlem Holz und Horn, die in der Werkstatt und im Onlineshop zu kaufen sind. Außerdem schärft er Messer, Scheren und dergleichen.
Wer schon immer mal mit Hammer, Amboss und Wetzstein umgehen wollte, kann das hier erlernen. Einmal monatlich gibt Böck sein Wissen an Laien weiter: drei Stunden für die Herstellung von Messer oder Axt und zwei Stunden für die hohe Kunst des Klingenschleifens. Die Kurse sind online buchbar, doch man muß kurzentschlossen sein, denn sie sind beliebt und Monate im Voraus belegt. Gelegentlich finden Führungen in der Schmiede statt, da kann man wenigstens zuschauen, wie die Funken sprühen.
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