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„Wie in kaum einer anderen Stadt, die ich kenne, besitzt Köln sehr viele, alte und schöne Kirchen, die
seit Jahrhunderten Bestand haben, auch wenn die Zeit an ihnen nicht völlig vorbei gegangen ist. Heute möchte ich eine weitere Perle hier vorstellen, die an sich schon eine Besonderheit darstellt. Folgt mir unauffällig nach!
Manchmal ist der scheinbar einfachste Weg nicht wirklich der beste, das musste ich mehrmals in der Vergangenheit feststellen! Es gibt zwar viele Türen, die theoretisch rein führen, doch nur durch eine gelangt man auch tatsächlich rein. Diese liegt in einem leicht zu verfehlendem Hinterhof in der Kasinostraße. Dort kann man den Eingang an dem Eisengitter davor erkennen.
Bevor es rein geht kann man sich die ungewöhnliche Kombination aus Wohnungen und kleinem Garten in deren Mitte anschauen, denn dort in den Kolonnaden rings rum gibt es alte Grabmäler, die schon in die richtige Zeit verweisen, wenn man Glück hat, trifft man einen der Bewohner dort, der seinen Tätigkeiten nachgeht.
Die Kirche selbst erreicht man durch eine Stiege, ob es einen behindertengerechten Eingang gibt, kann ich nicht sagen, an dieser Stelle ist er jedenfalls nicht zu finden.
Wenn man das innere der Basilika betritt, wird man quasi in eine andere Welt „entführt“, denn schon am Eingang stehen die ersten Relikte der Vergangenheit in Form von einigen, zum Teil kaum erkennbaren Fresken, die zu beiden Seiten zu sehen sind. Eine besondere Atmosphäre ergreift einen, erst Recht, wenn man an den monumentalen Sarkophagen voreischreitet, wobei man sich fragt, wer die Dargestellten sein mochten, vor allem wenn auch noch frische Blumen dort als Zierde dienen…
Erst Jahre später nach meinem ersten zufälligem Besuch dort, habe ich mitbekommen welche Bewandtnis dahinter steckt: bis vor ca. 200 Jahren konnte nicht jeder beliebige dort reinspazieren und die Messe besuchen, denn es gehörte zu einem Frauenkonvent und das was ich dort gesehen habe, die bis heute verehrt werden, waren meistens Äbtissinnen. Unter ihnen besitzt aber die Stifterin, Plektrudis, Frau des Pippin des Mittleren, eine besondere Stellung, denn ihr kostbarer Sarkophag aus dem Jahr 1160 konnte bei Ausgrabungen freigelegt werden…
Wenn man sich die Dimensionen der frühromanischen Kirche anschaut, staunt man schon darüber: Sie ist mehr als eine Ansammlung Steine, sondern die größte und älteste in der Domstadt. Noch bevor sich Christentum etablieren konnte, gab es hier eine Kultstätte der Römer, worauf die Bezeichnung „Kapitol“ schon verweist.
Als einfacher Mensch staunt man schon eh, wie das in den vergangenen Jahrhunderten bewerkstelligt werden konnte…Das heutige Aussehen verdankt die Kirche in erster Linie der regen Bautätigkeit des 11. Jahrhunderts, wobei auch andere Einflüsse hier sichtbar sind.
Im Mittelalter war es nicht unüblich, dass die meisten Klöster nur adeligen vorbehalten waren. Da verwundert es nicht, dass die Neugründung und deren Leitung bei hohen Würdenträgern oblagen. In diesem Fall stammte die erste Äbtissin dem Geschlecht der Ottonen. Genau genommen handelte es sich um die Enkelin des Kaisers Otto II. – Ida. Unter ihr entsteht in den Jahren 1040-65 das imposante Chor, das von durch den sog. „ Lettner“ bis heute vom Rest der Kirche abtrennt.
Hier gibt es eine Besonderheit: auf einem der Seitenaltäre liegen vor der Figur der Maria einige Äpfel und ein Zettel, dass man sich bedienen kann / darf. Es geht auf eine Heiligengeschichte zurück, die mit einem gewissen Hermann Joseph zusammenhängen, doch die kommt an einer anderen Stelle zum Tragen. Diese wird bei seinem Denkmal zu lesen sein…
Um auf den Chor zurück zu kommen, die Bauweise erinnert an ein Dreiblättriges Kleeblatt, jedoch in größeren Dimensionen. Das Vorbild dafür ist in französischem Cluny (Burgund) zu verorten. Meistens, egal um welche Uhrzeit ich vorbei gekommen bin, war es meistens recht dunkel gewesen, sodass ich bei den Fotos in die sprichwörtliche „Trickkiste“ greifen musste ;-).
Man kann sich sehr lange hier aufhalten, denn die Vielzahl der historisch / künstlerisch wertvollen Objekte fällt schon sehr lange Listen, denen sicherlich nicht nur ich schlecht entziehen kann.
Die schwerste Zeit, die reichlich Verwüstung mit sich brachte war der 2. Weltkrieg. In der Nacht von 30. zum 31. Mai 1942 schlug eine Bombe in den Glockenturm, viele weitere sollten folgen, sodass danach weite Teile in Schutt und Asche sich verwandelt haben. Der Wiederaufbau dauerte bis in die 1980-er Jahre! Einige teile waren schon vorher fertig, doch erst 1984 am Weihnachten stand die gesamte Anlage der gemeinde zur Verfügung.
Sicherlich bei einer Größe von fast 100 auf 70 Meter muss es eine hervorragende Akustik hier geben, leider habe ich bis jetzt keine Gelegenheit gehabt, sie selbst zu erleben…
Auch wenn die Kirche gleichzeitig weit sichtbar aber auch versteckt liegt, soll man, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, einen Abstecher von dem Heumarkt zu machen, um sich dieses Juwel anzuschauen, wie ich es vor einiger zeit selbst unternommen habe. Es lohnt sich allemal!
...”
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