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„Wie man sich bettet...
Wer Bettwäsche kaufen möchte, hat die Qual der Wahl: die Möbelriesen haben
hunderte von Modellen im Sortiment, und mehrmals im Jahr locken die Discounter mit Aktionsangeboten. Wer Wert auf Qualität legt, findet Angebote einer ganzen Anzahl alteingesessener Firmen und Marken. Außerdem gibt es auf die Jahreszeiten abgestimmte Materialien wie Seersucker und Perkal für den Sommer oder Flanell für den Winter. Baumwolle oder Mikrofaser, Hotelverschluß oder Reißverschluß, uni, gemustert... da kann einem schon der Kopf schwirren!
Bei mir ist das glücklicherweise einfach, ich muß nie lange suchen, denn ich habe klare Vorstellungen, wenn ich etwas kaufen will. Dachte ich zumindest. Jahrzehntelang hatte ich in Bettwäsche vom Elternhaus aus den 1960ern geschlafen und mir keine Gedanken gemacht. Nach über 50 Jahren Dauereinsatz war sie hin. Leider. Meine Schlafzimmer-Ästhetik war also auf dem Stand der Wirtschaftswunderzeit, inzwischen hatte sich viel getan, und ich mußte mir erst mal einen Überblick verschaffen.
Bis zur Jahrhundertmitte war die Bettwäsche der bürgerlichen Haushalte weiß, daneben gab es rustikal blau oder rot karierte. Der einzige Zierrat waren die Webmuster der Damaststoffe sowie Stickereien und handgefertigte Spitzen, die den Stolz der Aussteuer darstellten. Später kamen mehrfarbig gewebte Stoffe für Bettwäsche auf, meist in Pastellfarben. Bedruckte Bezüge und Kissen gibt es seit den farbenfrohen 1970ern. Bei den Verschlüssen tat sich auch einiges, die umständlichen und störenden Knöpfe wurden durch verdeckte Druckknöpfe oder Reißverschlüsse aus leichtem Plastik ersetzt.
In dem riesigen Angebot wollte ich etwas ganz Simples: ein Set der Standardgröße in Mako-Satin mit Reißverschluß, uni lindgrün. Bei der Firma Kaeppel wurde ich fündig, sogar zu einem vernünftigen Preis. Online bestellt, ausgepackt: die Ware machte einen guten Eindruck. Der Stoff war dicht gewebt, fühlte sich seidig an, die Verarbeitung der Nähte war tadellos.
Ganz anders war mein Urteil nach der ersten Wäsche: die Lauge färbte sich giftgrün! Selbst nach einem Jahr gab der Stoff beim Waschen weiter Farbe ab. Mehr noch, allmählich verlor das Gewebe das, was Satin ausmacht, nämlich Glätte und Glanz, regelrechtes Pilling bildete sich. Offenbar bestand das Garn aus minderwertigen kurzstapeligen Fasern und war mangelhaft versponnen. Die weißen Bettwäsche-Sets zeigten dieselben Ermüdungserscheinungen.
So eine Enttäuschung. Bei einem Traditionshersteller hatte ich mit besserer Qualität gerechnet. Schließlich besteht das in Augsburg ansässige Unternehmen seit 1937. Anfangs war Kaeppel für Weißdamast bekannt, das typische Bettwäsche-Material. Später produzierte die Weberei auch bunt gemusterte Stoffe, beispielsweise für Dirndl, und seit den 1970ern vor allem bedruckte Bettwäsche. Das derzeitige Sortiment ist umfangreich und deckt alle Geschmäcker ab: üppig geblümt, grafische Muster in starken und dezenten Farben nebst uni. Die Preise liegen in der Mittelklasse.
Meine Erfahrung mit Kaeppel-Bettwäsche war unbefriedigend, und nach einem Jahr trennte ich mich von den vier Sets. Als Ersatz kam erst mal Vintage-Bettwäsche ins Haus.
...”weniger
