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„Shopping-Verdruß
Die Kaufland-Filiale im Einkaufszentrum Neuköllner Tor ist einer von 19 Standorten
des Unternehmens in Berlin. Sie besteht erst seit 2021, als Kaufland die real-Kette übernahm. Äußerlich änderte sich für die Kundschaft nicht viel, denn der Laden wurde nur geringfügig umgebaut. Seitdem hat die Attraktivität stark zugenommen, was man an den Warteschlangen vor den Kassen sieht.
In meinem Bekanntenkreis gibt es allerdings niemanden, der dort gerne einkauft - es ist halt praktisch, weil das Sortiment so breitgefächert ist. Neben dem üblichen Lebensmittel-Angebot gibt es vieles für Haushalt, Garten, Körperpflege sowie eine kleine Textil-Abteilung. Zutaten für die orientalische, osteuropäische und asiatische Küche sind ebenfalls erhältlich, und das trägt sicherlich zur Beliebtheit bei, denn die Kundschaft Nord-Neuköllns ist bekanntermaßen multikulti. An Wochenenden und Sommerabenden schieben Familien und Gruppen junger Leute Einkaufswagen beladen mit Fleisch, Fertigpizza, Knabbereien und Getränken zu ihren Autos auf den Parkplätzen vor und auf dem Shoppingcenter: Partytime! Die Auswahl an Getränken, insbesondere an Hochprozentigem, ist beachtlich, und die Preise der Sonderangebote sind unschlagbar.
Trotz des umfassenden Sortiments kaufe ich ungern bei diesem Kaufland ein - warum? Die Filiale ist vergleichsweise mittelgroß, und obwohl die einzelnen Abteilungen übersichtlich angeordnet und die Gänge breit genug sind, erzeugt der Laden in mir ein Gefühl von Marathon- und Parcourslauf, also viel Zeit mit Lauferei und viel Energie mit Orientierung zu verbrauchen. Irgendwie paradox, denn in Berlin gibt es weitaus größere Kaufland-Filialen, bei denen sich dieses Gefühl nicht einstellt. Wahrscheinlich liegt es an der Unaufgeräumtheit, vermutlich aufgrund von Personalmangel. Der ist auch für die lange Warterei an den Kassen verantwortlich. Die sechs SB-Kassen lindern den Notstand nur geringfügig.
Warum suche ich den Laden dann überhaupt auf? Erstens für Dinge, die es in der Umgebung nur hier gibt wie beispielsweise spezielle Batterien, einen Besenstiel und dergleichen. Zweitens für Obst und Gemüse. Davon brauche ich viel, da ich immer frisch koche, und Kaufland hat ein größeres Angebot als alle Supermärkte, außerdem überwiegend lose Ware statt der üblichen Pfund-oder Kilo-Plastikschalen. Im Vergleich zu anderen Filialen gibt es bei diesem Kaufland manchmal zu wenig, oft aber zu viel frische Ware, so daß an Samstagabenden vieles zu Schleuderpreisen angeboten wird.
Das Unternehmen setzt sich für den Kampf gegen Lebensmittelverschwendung ein und kooperiert mit der Tafel, Foodsaving und "Too good to go", verkauft Ware mit kurzer Haltbarkeit aber auch in den Filialen preisreduziert. Das finde ich prima. Zudem gibt es regelmäßig preiswertes regionales Gemüse, das nicht der "Schönheitsnorm" entspricht. Auch das finde ich gut.
Trotzdem fällt mein Fazit negativ aus: ich kaufe dort lediglich aus Notwendigkeit und aus Vernunft. Wenn ich wieder draußen bin, dann bin ich froh. Selten war es so schlimm wie gestern. Die gesamte Verkaufsfläche sah an diesem Samstag drei Stunden vor Ladenschluß aus wie ein Schlachtfeld! An mehreren Stellen standen riesige offene Rollbehälter mit Verpackungsmüll und beschädigter oder verdorbener Ware mitten im Laden. Überall bedeckten leere Kartons und Folienumhüllungen die Verkaufsartikel, teils war der Abfall auf dem Boden verstreut, und zerrissene große Netze lagen in einem Gang, farblos und fast unsichtbar. In diese Stolperfalle verhedderten sich die Räder meines Einkaufswagens, und ich saß fest.
Nichtsdestotrotz werde ich diesen Kaufland wieder aufsuchen, wie gesagt, nur aus Notwendigkeit und aus Vernunft, ehe ich mit den Öffis woandershin fahre und meine Einkäufe lange herumschleppe. Aber Einkaufsvergnügen sieht anders aus. Das desinteressierte bis unfreundliche Personal macht die Mängel auch nicht wett.
...”weniger