Lavetti Ivo Haushaltsauflösungen

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„Die Ausfallserscheinungen haben schon vor einer Weile begonnen. Mein feiner, treuer und braver Bürostuhl, angeschafft anno 1997 wurde langsam altersschwach. Der Hebel für Rückenlehnenverstellung war nur noch Deko und auch Sitzhöhenverstellung war eher ein Zitterspiel, als ein komfortables Vergnügen. Man ist und bleibt aber halt doch eine Schwäbin. „Im Prinzip tut er ja noch“ war die Devise. Anfang letzter Woche fand ich auf dem Boden vor dem Schreibtisch allerdings eine Unmenge schwarzer Brösel. Was da „Beachbar im Wohnzimmer“ simulierte, waren die Rollen meines treuen Bürostuhls, die sich nach all den Jahren Dienst in Wohlgefallen auflösten. Der Unmut stieg, der Frust auch. Die Finger wanderten über die Tastatur und das Wort „Bürostuhl“ formte sich im Suchfeld der Suchmaschine. Das Ergebnis war schockierend…. Wahlweise schockierend teuer, wenn gut, oder schockierend grottig. Letzteres war in der Mehrzahl. Da buhlen unendliche Kunstleder-Stühle in Rennoptik um die Gunst des Kunden… Dazwischen netzbespannte Flachlehner, eigenartige Hochlehner und kippelig aussehende Chinaware. Da das mit dem Kreuz ja sowieso immer ein Kreuz ist – insbesondere, wenn man täglich vor dem Rechner hockt- sollte als Pendant zu meinem ordentlichen Stuhl im Büro auch ein ordentlicher Stuhl daheim her. Die Suche im Internet habe ich zügig eingestellt. Ich will probesitzen. Für Freitag war der Besuch im Möbelhaus geplant. Mittwochs flatterte der Tagblatt Anzeiger, Tübingens Werbeblättle, ins Haus. Normalerweise ist der Anzeiger ein Kandidat für „gehen Sie nicht über Los, sondern direkt in die Ablage P“. Aber siehe da, im Käsblättle fand ich eine Anzeige einer Tübinger Firma, bei denen es gebrauchte Markenbürostühle zu kaufen gibt… Prostuhl. Das Möbelhaus wurde gestrichen und durch einen Besuch bei Prostuhl ersetzt. Der Laden liegt nahe der Blauen Brücke, direkt hinterm Parkhaus Metropol. Gefunden war der Eingang schnell und auch ein Parkplatz fürs Auto war in den umliegenden Straßen kein Problem. Nach dem Öffnen der Ladentür sag ich Stühle. Dazwischen Stühle, Stühle und Stühle. Wow… oder besser Hilfe! Der freundliche Inhaber des Ladens erschien prompt, hörte sich mein Anliegen an und riet zu Probesitzen. Die Handtasche deponierte ich in einer Ecke des Ladens und juppelte in der nächsten halben Stunde unter fachgerechter Hebelbedienungsanleitung quasi quer durchs Inventar. Die hier verkauften Stühle sind allesamt Markenstühle von Firmen wie Interstuhl, Vitra, MartinStoll und co. Die meisten sind ein paar Jahre alt, wurden von Prostuhl fachmännisch generalüberholt, meist neu gepolstert und werden hier zu großartigen Preisen und mit Garantie angeboten. Der Chef beantwortet alle meine Fragen, demonstriert die unzähligen Klapp-, Verstell und Schieberegler. Er führt aufblasbare Lendenwirbelstützen und Kippmechanismen aller Art vor und hat vor allem eines… eine Eselsgeduld. Nach den Juppelmarathon bleiben noch zwei Stühle in meiner engeren Wahl. Ein Stuhl von MartinStoll, bei dem so ziemlich alles verstellbar ist, was verstellbar sein kann und ein Exemplar von Interstuhl. Das Bauchgefühl tendiert zum MartinStoll. Dann soll es so sein. Die Bezahlung via EC geht problemlos vonstatten, eine Rechnung für die Garantie bekomme ich auch mit. Am Auto wird es mal wieder Zeit für die Tetris-Melodie, denn das Verladen des schweren Teils gestaltet sich ein wenig umständlich. Nun steht er daheim und ich bin froh. Sollte ich irgendwann wieder einen Ersatz für den jetzigen Stuhl brauchen, dann werde ich ihn sicherlich hier holen. Sollte ich bis dahin nicht mehr hier wohnen, ist das auch kein Problem, denn Prostuhl verschickt auch per DHL. Das kann aber noch dauern… Glatte 5 Sterne! ...”weniger