verifiziert durch
Community,
via golocal
Die hier abgebildeten Bewertungen wurden von den Locations über golocal eingeholt.
„Die „Gedenkstätte KZ Wöbbelin“ befindet sich ca. 3,5 südlich des Ortskerns von Wöbbelin (Mecklenburg-Vorpommern
/ 25 km südöstlich von Schwerin) an der westlichen Seite der L 072 (verlängerte Ludwigsluster Straße / ex B106).
Wöbbelin gehörte zu den jüngeren Konzentrationslagern und war als Ersatzlager für das Kriegsgefangenenlager „STALAG IV Luft“ in Groß Tychow (heute polnisch Tychowo) geplant.
Im September 1944 begann die Organisation Todt mit dem Bau des Holzbarackenlagers „Reiherhorst“ für 650 Gefangene zwischen der Bahnstrecke Schwerin-Ludwigslust und der Straße Wöbbelin-Ludwigslust unter Einsatz von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen.
Dieses erste Lager stand zunächst unter dem Kommando der Wehrmacht.
Neben dem „Reiherhorst“-Lager wurde das wesentlich größere Steinbarackenlager errichtet. Für beide Lager verlegte die Deutsche Reichsbahn ein eigenes Verbindungsgleis.
Zur Unterstützung der Bauarbeiten am Steinbarackenlager wurden ab 12.2.1945 hunderte Häftlinge des KZ Neuengamme (Hamburg) nach Wöbbelin verlegt, das zum Außenlager von Neuengamme wurde.
Durch das Vorrücken der alliierten Truppen wurde das „Großdeutsche Reich“ immer kleiner. Die KZ’s in der Nähe der Fronten wurden aufgelöst und meist geräumt.
Die Häftlinge wurden entweder per Bahn in andere Lager im Rest-Reich transportiert oder zu Fuß auf sogenannte Todesmärsche quer durchs Land getrieben. Zehntausende der geschwächten Häftlinge überlebten die Strapazen nicht.
Obwohl das Steinbarackenlager nicht fertig war, übernahm die SS Wöbbelin am 15.4.1945 als „Schutzhaftlager“ und Auffanglager für evakuierte Häftlinge anderer KZ’s.
Kommandant wurde der Lagerführer des wegen des Vormarsches der Roten Armee aufgelösten KZ Stutthof (bei Danzig / heute polnisch Gdansk), SS-Obersturmbannführer (entspricht einem Oberstleutnant) Paul Werner Hoppe (1910-1974).
Zwar war Wöbbelin kein Vernichtungslager, aber die Lebensumstände (wenn man es überhaupt so nennen kann) für die Häftlinge waren menschenunwürdig und lebensvernichtend.
Für die bis zu 5000 Häftlinge aus 20 Ländern gabs nur eine Wasserpumpe, die Baracken konnten nicht geheizt werden, die Versorgung war weniger als mangelhaft, eine medizinische Versorgung gabs nicht. Die SS-Wachmannschaft überließ die Häftlinge mangels irgendwelcher Versorgung praktisch dem Hungertod.
Über 1000 Häftlinge überlebten die 17 Tage, die das Lager bestand, nicht.
Am 1.5.1945 sollten die Häftlinge per Zug vor den heranrückenden US-Truppen in Richtung Lübeck abtransportiert werden, was aber eine kaputte Lokomotive verhinderte. 300 noch gehfähige Häftlinge trieb die SS auf einen Todesmarsch Richtung Schwerin.
Am 2.5.1945 wurde das KZ Wöbbelin durch Einheiten der 82. US-Luftlande-Division unter Generalmajor James Gavin (1907-1990) befreit.
„Wir konnten das KZ Wöbbelin riechen, bevor wir es sehen konnten….
Und es zu sehen, war mehr, als ein menschliches Wesen ertragen konnte. Sogar nach 3 Jahren Krieg trieb es mir die Tränen in die Augen.“ schrieb General Gavin später in seinen Lebenserinnerungen (Zitat aus der KZ-Ausstellung der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin)
Wie bei anderen von ihnen befreiten Lagern zwangen die Amerikaner auch in Wöbbelin die deutsche Bevölkerung der umliegenden Orte zur Besichtigung des KZ.
Anschließend mussten deutsche Arbeitskommandos die Toten im Lager bergen.
Da Wöbbelin kein Krematorium hatte, waren die Toten seit 1944 in Massengräbern verscharrt worden. Diese Toten ließen die Amerikaner exhumieren. Alle Tote wurden auf Ehrenfriedhöfen in Wöbbelin, Ludwigslust, Schwerin und Hagenow in Einzelgräbern beigesetzt.
Die US-Truppen räumten das Lager und übergaben es später der Roten Armee, denn nach den alliierten Vereinbarungen gehörte Wöbbelin zur sowjetischen Besatzungszone, aus der sich die US-Army nach der deutschen Kapitulation wieder Richtung Westen zurückzog.
Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) nutzte das Lager Wöbbelin noch einige Monate als Aufnahmelager für Kriegsflüchtlinge und Vertriebene.
1948 wurden alle Gebäude abgerissen und das einstige Lagergelände als Kiefernwald aufgeforstet.
Eine Ausstellung zum KZ befindet sich seit 1965 in Wöbbelin neben der Kirche in den Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin.
Am Lagerstandort selbst wurde bereits von der DDR ein Gedenkplatz eingerichtet, der 2005 völlig neu gestaltet wurde.
Vom kleinen Parkplatz an der L072 führt ein kurzer gepflasterter Weg zum Gedenkplatz und in das einstige Lagergelände hinein. Am Beginn des Wegs steht ein Findling mit dem Symbol des VVN (Vereinigung des Verfolgten des Naziregimes – ein „roten Winkel“ der politischen KZ-Häftlinge) und der schlichten Inschrift „K.Z.“ und „1945“.
Auf dem Gedenkplatz befinden sich 2 mannshohe Messingtafeln mit einem Übersichtplan des KZ und Infos zur Geschichte des Lagers auf deutsch und englisch – leider z.T. nur noch schwer lesbar.
Außerdem steht hier auch der Gedenkstein für die 82. US-Luftlande-Division, die das Lager am 2.5.1945 befreite. Auf dem großen Findling ist eine Gedenktafel in englische und deutscher Sprache mit den Symbolen der Division angebracht.
Das zentrale Mahnmal wurde 2005/2006 von der mecklenburgischen Diplomkeramikerin Dörte Michaelis (*1957) aus dunklen Klinkersteinen errichtet.
Es wird gebildet aus 2 großen Quadraten, durch die sich mehrere Risse wie Wunden ziehen. 783 Klinkersteine an den Rissrändern tragen die Namen von namentlich bekannten, in Wöbbelin ums Leben gekommenen Häftlingen. Von weiteren 43 Toten sind nur die Häftlingsnummern bekannt und vermerkt. Die Klinkerstein-Würfel auf den Quadraten sollen Besucher zum Sitzen und Innehalten animieren.
Die übermannshohe Klinkerstele auf dem vorderen Quadrat soll einen vom Blitz getroffenen und gespaltenen Baum darstellen – Symbol für den Überlebenswillen der Häftlinge.
Hinter dem Gedenkplatz schließt sich das lichte Waldstück an, wo sich einst das Steinbarackenlager befand. Nur ein kleiner Teil im Osten des einstigen Lagers ist heute im Rahmen eines Waldweg-Rundgangs begehbar.
Der Weg führt an den 4 Baracken vorbei, von denen im Waldboden noch die Fundamente erhalten sein sollen. Überall liegen im Wald verstreut die Ziegelsteine der abgerissenen Baracken.
Die Fundamentreste der einstigen Latrine/Waschbaracke sind gut erkennbar. Diese Baracke wurde im April 1945 zur Leichenhalle umfunktioniert. Die US-amerikanischen Soldaten fanden allein hier 300 bis 400 tote Häftlinge vor.
Auch der Standort der einzigen Wasserhandpumpe, die damals nur ungenießbares Brauchwasser förderte, ist markiert.
Verteilt an verschiedenen Standpunkten findet man Informationsstelen zu den Lagergebäuden sowie Edelstahlstelen mit Taglichtdiabetrachtern, in denen es historische Aufnahmen der US-Army nach Befreiung des KZ zu sehen gibt.
Weiterhin gibt es im Gelände verteilt 5 unscheinbare Skulpturen („Ankunft“, „Hunger“, „Trost“, „Tod“, Hoffung“) aus geborgenen roten Abriss-Ziegelsteinen der Häftlingsbaracken, ebenfalls geschaffen von Dörte Michaelis.
Besser als der leicht zu übersehende Hinweis des Landes Mecklenburg-Vorpommern am Eingang zur Gedenkstätte kann man es nicht sagen:
„Erinnern – Gedenken – Würdigen – Mahnen“ ...
an eines von über 1000 deutschen KZ.
...”weniger