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„Eigentlich startet man die Floßgraben-Wanderung vom Gasthof Rechenhaus aus, dass sich zwischen Albernau
und Bockau befindet. Aber das schöne an den Floßgraben-Wanderungen ist, dass man überall starten und überall die Tour beenden kann.
Meine Wandergruppe und ich starteten von der Gellertstraße in Aue und wanderten nach Albernau bei Zschorlau. Eine ziemlich lange Tour, aber nicht die komplette entlang des Floßgrabens, deshalb waren wir schon in aller Frühe unterwegs, um mittags am Rechenhaus zu sein, dass wir seit der Wiedereröffnung letzten Jahres im Juni nicht wieder aufgesucht hatten. Im Oktober 2023 schloss der gemütliche Gasthof mit seinem Biergarten, weil die Betreiber in den wohlverdienten Ruhestand gingen. Doch schnell fand sich ein Ehepaar aus Tschechien, dass seitdem böhmische Küche serviert. Ich war gespannt, denn ein großer Freund von böhmischer Küche bin ich ja nicht, aber für alles offen und vorallem neugierig. ;-))
Mit ziemlich schmerzenden Waden und Füßen kamen wir mittags bei dem alten Traditions-Gasthaus an, dass über genügend kostenfreie Parkplätze für PKWs und Fahrräder verfügt. Es liegt wunderschön eingebettet im Grünen, umgeben von riesigen Bäumen, Wildblumen und in unmittelbarer Nähe plätschert der Floßgraben. Herrlich diese friedliche Umgebung!
Der Gasthof war schon rappelvoll bei unserer Ankunft und wir ergatterten mit Glück die letzten Plätze im Biergarten, der gemütlich auf einer Holzterrasse im Schatten liegt. Holztische und bequeme Holzstühle tragen zum Wohlbefinden bei. Jetzt erstmal ausruhen und verschnaufen! Da war es uns egal, dass die Bedienung nicht gleich bei uns war. Einige von meiner Wandergruppe schauten sich im Rechenhaus um - nach ihren Aussagen ist das urige Ambiente mit den Holzbalken an der Decke, den Holztischen und -stühlen, sowie den Bildern an der Wand und den geschnitzten Holzfiguren gleich geblieben. Alles ist also beim alten, nur die Wirte und das Essen haben sich geändert. Auch der Biergarten war mir so in Erinnerung, wie er jetzt ist - gemütlich und sehr bequem.
Nach unserer verdienten Verschnaufpause kam endlich die Bedienung, und nahm unsere Bestellungen auf. Das Speiseangebot war wirklich nur böhmisch und überraschenderweise waren die Preise sehr vernünftig. Unsere Verständigung klappte ganz gut, wenn auch etwas holprig. Er war angenehm freundlich, wirkte aber etwas gehetzt, was bei der vielen Kundschaft jedoch leicht zu verzeihen ist. Sind schließlich auch nur Menschen, die zwei Füße und Hände haben.
Nach einer ganzen Weile, in denen wir uns gut unterhielten und dem Plätschern des Floßgrabens lauschten, kam unser Essen und die Getränke. Alle hatten ausschließlich Wasser bestellt - der beste Durstlöscher auf einer Wanderung. Mit Bier hatten die Männer schon schlechte Erfahrungen bei körperlicher Anstrengung gemacht. Seitdem verzichten wir bei jeder Einkehr auf alkoholische Getränke. Nur eine Wanderin bestellte sich einen Kaffee und dazu ein Törtchen, sowie Eis mit Schlagsahne und Obst. Sie war die einzige von uns, die kein warmes Essen bestellte. Aber alle waren nun mal neugierig auf die böhmische Küche, die uns nach langer Warterei serviert wurde. Sie war nicht heiß, aber warm und jeder konnte gleich mit essen beginnen.
Ich hatte Sauerbraten mit böhmische Knödel und Rotkraut gewählt. War alles sehr schön auf dem Teller angerichtet, aber die Portion viel zu groß für mich. Drei Scheiben Knödel und drei Scheiben Sauerbraten - das war zu viel! Andere klagten wieder, dass sie zu viele Scheiben der Knödel auf dem Teller hatten und zu wenig Gulasch. Lecker hat es auf jeden Fall geschmeckt. Ich war begeistert und die anderen auch, auch wenn das Portionsverhältnis nicht ganz gestimmt hat. Und wer noch etwas mehr Soße wollte, bekam den Wunsch umgehend erfüllt, denn die böhmischen Knödel sind dafür bekannt, dass sie jegliche Soße geradezu aufsaugen.
Die Gerichte bewegten sich preislich bei 10-15 Euro pro Person, was wirklich erschwinglich ist, für das gute Essen, dass einem serviert wurde.
Der Gasthof Rechenhaus ist also kein Haus wo man rechnen lernt, sondern gut und gern einkehren kann nach einer Wanderung oder Radfahrt, und wo der Gast spürt, dass er willkommen ist. Jetzt muss man nur die böhmische Küche mögen - mich hat sie überzeugt. Die Knödel waren gut, das Fleisch sehr zart und das Rotkraut nicht zu säuerlich. Auch die anderen waren mit Geschmack, wie es auf den Tellern hübsch angerichtet wurde und der Qualität zufrieden. Zwar kam es nicht heiß auf den Tellern bei uns an, aber bei sommerlicher Schwüle ist das sogar von Vorteil. Die Portionen waren etwas zu groß, aber mein Bärenhunger hat dazu geführt, dass ich den Teller leergeputzt habe. Einige schafften es nicht und ließen sich den Rest einpacken.
Das neue Gasthaus ist vom Ambiente her geblieben, nur dass Essen hat sich geändert.
Ich finde es eine gute Möglichkeit, hier einzukehren, nach einem langen, kräfteraubenden Ausflug. Wirklich schmackhaft und frisch werden hier böhmische Gerichte serviert, die zudem mit ganz kleinen Preisen zusätzlich punkten können.
Zusätzliche Anmerkung: man kann bar oder mit Karte bezahlen, barrierefrei ist der Gasthof nicht und am besten man reserviert einen Platz im Voraus. Wir hatten ziemliches Glück, dass acht freie Plätze noch vorhanden waren. Tja, man muss auch mal Glück im Leben haben und das hier nun böhmischer Wind im Gasthof Rechenhaus weht, finde ich ebenfalls eine glückliche Fügung.
Der Rückweg gestaltete sich etwas schwieriger, schließlich läßt sich mit zu vollem Bauch schlecht wandern. :-))
...”weniger