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„Bayern ist ein Bundesland, ja ein Freistaat, mit vielen schönen Traditionen, die absolut erhaltenswert
sind und deswegen auch der Jugend nahegebracht werden sollten. Karten spielen ist eines dieser liebenswerten Angewohnheiten, sich sinnvoll und nett die Zeit zu vertreiben. Die Ehrung unseres Kini Ludwig II gehört da natürlich aus dazu. Ja, ja, lang is her und schee warn’s die oidn Zeiten.
Früher, als Dorfwirtschaften noch Dorfwirtschaften waren und keine Gourmettempel mit „ausgschamten“ Münchner Preisen, wurde nach Feierabend noch eine Halbe Hell getrunken (oder auch zwei) und man hat eine Runde Watt’n oder Schafkopf gespielt. Natürlich um Geld. Die Hosenknöpfe brauchte man schließlich für den Kirchgang am Sonntag. Irgendwann hat dann ein fürsorglicher Wirt, bei den fröhlichen Zechern zu Hause angerufen, „dass man jetzt den „Vadda“ abholen könne, denn den Berg hinauf würde er es wohl nicht mehr allein schaffen!“ Da hat halt auch eine Halbe Hell noch unter 1 DM in der Wirtschaft gekostet. Ein gscheider Rausch war also durchaus bezahlbar. Beim Watt’n war betrügen durchaus erlaubt, man durfte sich nur nicht erwischen lassen. Beim „Vierer“ wurde dem Partner durch verschiedentliche Zuckungen des Gesichts und Verrenkungen der rechten Hand, die Spielstärke signalisiert. Natürlich geheim. – Ein ungekrönter Watt-König aus Niederbayern wurde später Steuerberater und Banker und hat die Cum-Cum und die Cum-Ex-Geschäfte erfunden, mit deren Hilfe Reiche noch reicher und wir Steuerzahler um 55 Milliarden Euro betrogen wurden.
Watt’n wurde dann irgendwann in Bayern in den Wirtschaften verboten, weil es ein Glücksspiel sei. „Betrügerische“ Bankgeschäfte zu Lasten des Staates dürfen aber weiter betrieben werden, weil daran Arbeitsplätze hängen. Meint zumindest unser Wirtschaftsminister Altmaier und ihm nahestehende Berater aus dem Finanzbereich. Deswegen dürfen Berater und Banker weiter kreativ Lücken in den Gesetzestexten nutzen, an denen sie teilweise mitgeschrieben haben und müssen sie nicht dem Staat melden. – Wäre ja auch irgendwie geschäftsschädigend. Man könnte meinen das Geschäftsmodell von der Commerzbank und insbesondere der Deutschen Bank wäre ausschließlich auf Beschiss begründet, wenn man so die Presse über die letzten 10 Jahre verfolgt. Aber da spricht sicherlich der Neid der Besitzlosen, oder von denen, die um ihr Erspartes gebracht worden sind. Oder von irgendwelchen linksversifften Grünen oder, noch schlimmer, Anhängern der SED-Nachfolger-Partei.
Schafkopf’n ist aber weiterhin erlaubt, weil kein Glücksspiel, da alle Karten verteilt werden. Manche helfen da natürlich trotzdem dem Glück etwas nach, besonders wenn sie zum mischen und austeilen der Karten dran sind. Oder einfach nicht die gespielte Farbe zugeben, oder sich versehentlich bei den Punkten verzählen. Das sind aber keine Kartenspieler, sondern kleine Betrüger, die man im Wilden Westen schon lange erschossen hätte. In vielen Wirtschaften, wenn es sie denn überhaupt noch gibt, ist Kartenspielen nicht mehr erlaubt, weil es nicht zum Ambiente des Hauses passt. Gesoffen wird auch weniger, 1. wegen der hohen Bierpreise, für die man früher ein gebrauchtes Fahrrad hätte kaufen können und man 2. jetzt mehr gesundheitsbewusst lebt und 3. zum rauchen ungemütlich vor die Tür gehen muss (wenn man denn noch raucht!).
In meinen wilden Jahren, hatten wir in Johanneskirchen in München unsere Stammkneipe, in der wir immer unseren Mittagstisch einnahmen. Beim Stolzinghof avisierten wir (meine drei Kollegen und ich) täglich unseren Besuch und bestellten schon mal telefonisch vor: Leberkäs (klein geschnitten), oder Schnitzel (klein geschnitten) mit Kartoffelsalat, eine Gabel und vier Schüsseln (für das Kleingeld) und einen großen Aschenbecher. Denn damals war rauchen noch nicht schädlich. - 45 Minuten Schafkopf. 15 Minuten für An- und Abfahrt. Fertig.
In Windach ist eines der gesellschaftlichen Höhepunkte, auf die ich mich das ganze Jahr freue und mental vorbereite, das Schafkopfturnier beim Saxenhammer. Dabei sein ist Alles. Für die glücklichen und mutigen gibt es sehr „schöne Fleischpreise“, der Sieger karrt sogar eine halbe Sau nach Hause.
Und da sind wir bei einem logistischen Problem angelangt, das auch sehr schnell zur Diskriminierung von Alten (Gebrechlichen), Vegetariern, Muslimen und Fahrradfahrern werden kann. Frau Rupprecht kommt aus Schondorf. Eine zierliche Dame, weit in den 80igern, die jedes Jahr dabei ist, wenn ein Turnier in Hechenwang gespielt wird. Ihr Mann, Arbogast, der sie immer begleitet hat, ist leider vor ein paar Jahren gestorben. – Wie soll jetzt diese „alte Dame“ acht Kilo Schweinefleisch, ein Wurstpaket und einen six-pack „Paulaner“ nach Hause bringen und vor allen Dingen, wann soll sie das essen? Oder, wie soll Anton Böck, der seit Jahrzehnten mit dem Fahrrad aus Walleshausen zum Turnier anreist, einen Sauschlegel heil heimbringen? Über den Lenker balanciert? Muss er an den Schweif der gewonnenen halben Sau eine rote Fahne anbinden und ist das überhaupt verkehrssicher?
Die Gesundheitswelle macht ja auch beim Essen nicht halt. Auch in Bayern wird immer weniger Fleisch gegessen und Schweinefleisch noch viel weniger. Die Zeiten von mittags Schnitzel, abends Gulasch sind vorbei. Manche essen überhaupt kein Schweinefleisch. Aus Überzeugung, oder aus religiösen Gründen.
Wie soll echte Integration eines geflüchteten Moslems in einem Dorf wie Windach gelingen, wenn es „nur“ Schweinefleisch beim Schafkopf’n zu gewinnen gibt? Wie will man Kinder und Jugendliche für dieses schöne und strategische Spiel begeistern, die nur Pizza und Coca-Cola kennen?
Harry Wijnvoord (69), der beleibte und beliebte Moderator von „Der Preis ist heiß“, der übrigens vor drei Jahren eine 20 Jahre jüngere Friseuse aus Köln geheiratet hat, wüsste wahrscheinlich die Antwort darauf. Und eigentlich liegt sie ja für Windach auch auf der Hand. Da ja Alles Gute, nicht nur von Oben, sondern wenn es Fleisch betrifft, von der Metzgerei Schreyegg stammt, würde sich ein Gutschein anbieten, über den man auch ein schönes Stück Rindfleisch beziehen kann. Und für den Saxenhammer: statt einer halben Sau „10 x Mittagstisch“.
Denkt bitte an den alten, gebrechlichen, 90-jährigen Muslimen, die mit dem Fahrrad unterwegs ist und der auch gern mal beim Schafkopfturnier gewinnen möchte!
Und wenn sich nichts ändert, ist es auch nicht dramatisch, ich wollte nur mal darüber geschrieben haben.
P.S. Und nicht vergessen! Gründonnerstag Schafkopfturnier beim Saxenhammer (bester Schweinsbraten nördlich, südlich, westlich, östlich der Windach)
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