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„Überraschungen machen das Leben interessant. Nicht immer besser, aber manchmal auch dies.
Kann man
als Kunde in einem Getränkemarkt eine Überraschung erleben ? Klar doch. Und eine positive noch dazu.
Ich gehöre nicht zu den Biertrinkern, die allwöchentlich ihren Kasten Bier der immer gleichen Marke nach Hause schleppen, um ausreichend mit Dröhnstoff für den abendlichen TV-Konsum versorgt zu sein.
Viel lieber ist mir, nur wenige Flaschen mitzunehmen, dafür aber ausgewählt aus Sorten oder Marken bzw. von Brauereien, die ich noch nicht kenne und/oder besonders gern mag.
Der Trend zum Craft-Beer , der gleichzeitig eine Menge neuer Kleinbrauereien aus dem Boden schießen lässt, kommt mir dabei entgegen.
Ein Besuch des Mönchshofs ( Museumsanlage ) in Kulmbach ergab die Gelegenheit, den gleich daneben liegenden Getränkemarkt Markgrafen zu besuchen. Zumal sich Museum und Laden einen gemeinsamen Parkplatz teilen.
Der Getränkemarkt ist in einem eigens dafür errichteten Flachbau untergebracht. Nach vorn eine große Glastür und Schaufenster, ansonsten ringsum fensterlos und innen von Kunstlicht erhellt.
Etwas abgeranzt wirkende und nicht wirklich praktische weil schwer lenkbare Einkaufswagen stehen für den Transport von Kästen vor der Tür bereit. Brauche ich keinen, denn ich will ja nur ein paar Flaschen Bier kaufen.
Drinnen eröffnet sich das Paradies des Durstigen. Auf dem Boden bereit gestellt stehen links und in der Mitte Reihe an Reihe grüne, rote , blaue Stapel von Bierkästen. Darüber jeweils ein großes Schild mit dem Brauereilogo, der Biermarke und dem Preis pro Kasten und Flasche.
Vorbildlich !
Mitte und links ähnlich aufgestellt wie Löschzwergs Wachparade das alkoholfreie Angebot an Limonaden, Säften und Mineralwässern.
Was mich nicht soo unbedingt interessiert.
Links vom Eingang dann noch ein paar regale mit Spirituosen und Wein, das Angebot ist allerdings nicht sehr groß. Daneben die Kasse, hinter der die scheinbar einzige Angestellte steht. Ansonsten ist der Laden menschenleer.
Ich beginne meinen Rundgang rechts entgegen des Uhrzeigersinns und stoppe schon an den ersten Stapeln mit Bierkästen. Regionales Angebot. Kulmbacher Bier natürlich, alle namhaften Firmen sind vertreten, dann Scherdel und Leikeim, die kenne ich schon, weil teilweise auch im sächsischen Handel im Angebot.
Danach beginnt mein persönliches Neuland. Fränkische Biere, deren Namen ich noch nie las, Orte, von denen ich nur ahnte, dass es sie überhaupt gibt.
Und nun kam die Überraschung ins Spiel. Da nicht anderweitig beschäftigt, näherte sich die Verkäuferin und trug mir ihre Hilfe an. Das hier obligatorische "Grüß Gott" hatte sie schon bei meinem eintreten in den Laden freundlich entboten.
Da ich recht orientierungslos immer wieder neue Flaschen aus den Kästen nahm, die Etiketten studierte und dann zum nächsten Kasten ging, schien ihr wohl etwas Unterstützung angebracht.
Was folgte, war ein kleiner Lehrgang durch die Welt der fränkischen Biere.
Beginnend mit der Feststellung auf meine Frage, welche Biere den am meisten gekauft würden, " der Kulmbacher trinkt gern fränkische Biere".
Ja wie jetzt, ist Kulmbacher Bier kein fränkisches Bier ? Na aber klar doch, der Kulmbacher Bürger unterscheidet jedoch strikt zwischen Kulmbacher Bier und fränkischem Bier.
Aha. Lektion gelernt.
So erfahre ich ebenfalls, dass Zoigl keine Brauerei ist, sondern ein untergäriges Bier, das vor allem in der nördlichen Oberpfalz verbreitet ist und von Privatpersonen gemeinschaftlich gebraut wird. Inzwischen aber auch von "richtigen" Brauereien gebraut und verkauft wird.
Und so geht es weiter die Stapelreihe entlang, zu vielen Bieren weiß die Verkäuferin etwas zu sagen, eher zu empfehlen oder auch mal abzuraten. Namen verschweige ich an dieser Stelle diskret.
Hellseherisch begabt scheint sie nun noch zu sein, denn als mir der Name eines bestimmten wohlschmeckenden Bieres der Leikeim-Brauerei partout nicht einfällt, sagt sie " da meinen Sie bestimmt Steinbier, das haben wir aber leider nicht".
Volltreffer, genau diese Bier suchte ich. Schade, es hier nicht zu bekommen, dies gelingt mir dann jedoch später in einem REWE-Markt.
Zwei Hände reichen inzwischen nicht mehr, die empfohlenen Bierflaschen zu tragen. Also hole ich doch von vor der Tür eines dieser quietschenden Rollungetüme , an dem man sich schnell mal schmerzhaft das Schienbein einrennt.
Ein leerer Kasten kommt drauf, der umgehend bestückt wird.
Kurze Zeit später sind 15 verschiedene Biere mit insgesamt 25 Flaschen ( von einigen nehme ich gleich mehrere ) im und auf dem Kasten bzw. dem "Tragl", wie man in Bayern gern sagt.
Am Verkaufstresen angekommen wird jede einzelne Flasche nochmals in die Hand genommen, der Preis in die Kasse getippt und hier und da noch mal auf Besonderheiten hingewiesen.
Lehrgang zur vollsten Zufriedenheit beendet, weniger als 25 €pro (inkl. Pfand ) bezahlt und erstaunlicherweise kein einziges Craft-Bier gekauft. Ich glaube, das braucht man in Franken auch nicht, um eine gute Bierauswahl zu treffen.
Nun steht der Kasten im heimischen Keller und gelegentlich wird ein Bier geholt, geöffnet, getrunken. A Blembl ( abgestandenes Bier auf fränkisch ) kommt da bei mir garantiert nicht vor :-)
...”weniger
